In Frankreich rufen konservative Medien „Krieg“,
hier raunen AfD und Pegida von „Kulturkampf“, und 57 Prozent der
Deutschen sehen den Islam als Bedrohung – laut einer Umfrage, die vor
dem Anschlag auf „Charlie Hebdo“ stattfand. Das klingt nicht nur
gefährlich, das ist es auch. Für das Zusammenleben in Europa.
In Paris hat nicht der Islam gemordet; es waren Terroristen. Sie
hassen nicht nur den freien, kritischen Diskurs, sondern auch eine
offene Gesellschaft, die Platz für Verschiedenheit lässt. So wie die
verwirrte RAF einst den bundesrepublikanischen Staat zu
Überreaktionen provozieren wollte, um ihn als faschistisch zu
entlarven und dadurch Widerstand zu erzeugen, so wünschen sich die
islamistischen Terroristen nichts mehr als antimuslimische Aktionen,
die ihrer kruden Weltsicht Zulauf bescheren könnten. In die Falle
dürfen wir nicht gehen.
Die meisten Opfer von islamischem Terror sind Muslime. Der
norwegische Faschist Anders Breivik ermordete aus Fremdenhass
Norweger. In Deutschland gehen die meisten Terrortoten auf das Konto
von Rechtsradikalen (NSU, Oktoberfestattentat), und Journalisten
werden hierzulande eher von Neonazis bedroht als von Salafisten. Das
ändert nichts an der realen Gefahr, die beispielsweise von
Rückkehrern aus dem syrischen Bürgerkrieg ausgeht. Dagegen braucht es
gute Polizeiarbeit.
Wir sind nicht im Krieg. Wir zivilen Europäer, ob christlich,
jüdisch, muslimisch, agnostisch oder atheistisch, müssen gemeinsam
der Versuchung widerstehen, uns gegeneinander hetzen zu lassen. Wir
dürfen nicht den Fehler der USA nach dem 11. September wiederholen
und unsere Werte für vermeintliche Sicherheit opfern. Dann hätten wir
auf jeden Fall verloren.
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