Westfalenpost: zu Afghanistan

Die Tarnung des Attentäters war eine Polizeiuniform.
Als Polizist verkleidet hatte sich der Taliban unter die
Sicherheitskräfte geschlichen, die auch Bundeswehrgeneral Markus
Kneip beschützen sollten. Dass er den Anschlag überlebte, grenzt an
ein Wunder. Zwei deutsche Soldaten aber starben. Das
Selbstmordattentat im afghanischen Tachar zeigt, wie leicht
angreifbar und instabil die viel beschworene Sicherheitspartnerschaft
zwischen Afghanen und Isaf-Truppen ist. Auf afghanische
Sicherheitskräfte ist nicht wirklich Verlass. Viele sind korrupt und
massiv von Taliban unterwandert. Eine niederschmetternde vorläufige
Bilanz dieses auf Kooperation angelegten Konzepts der internationalen
Schutztruppe. Mag das Attentat dem deutschen General persönlich
gegolten haben oder nicht, dieser Vorfall ist beispiellos und
offenbart eine neue Qualität der Bedrohung durch die Taliban. Wie
soll nur das geschundene Land am Hindukusch auf absehbare Zeit seine
Sicherheit selbst bewerkstelligen? Davon jedenfalls geht der Westen
noch immer aus. Doch dieser Plan ist blanke Illusion. Die Strategie,
welche schon bald den Abzug erster Isaf-Kräfte vorsieht, gerät schon
jetzt ins Wanken. Das dokumentiert der blutige Anschlag vom
Wochenende auf traurige Art und Weise. Wer aber jetzt den
Afghanistan-Einsatz grundsätzlich in Frage stellt, der gibt den
grausamen Extremisten Auftrieb. Sicher ist die Strategie des Westens
in vielen Aspekten verbesserungswürdig – doch eine echte Alternative
gibt es nicht. Es gilt, die Debatte über unsere Mission am Hindukusch
ehrlich zu führen, auch in Deutschland.

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