Folgt man der Argumentation des päpstlichen 
Ex-Kammerdieners Paolo Gabriele, dann hat jetzt das vatikanische 
Gericht erstmals in der Kirchengeschichte einen weltlichen Handlanger
des Heiligen Geistes als Dieb zu einer 18-monatigen Haftstrafe 
verurteilt. Diese Überspitzung mag ein Schlaglicht auf die 
Vatileaks-Affäre werfen, die zwar nun einen juristischen Schuldspruch
hervorgebracht hat, ansonsten aber alle Fragen weiterhin völlig 
unbeantwortet lässt. Und davon gibt es wahrlich viele und zudem 
höchst brisante. Ist Gabriele wirklich nur der eigenen inneren Stimme
gefolgt, beziehungsweise dem Heiligen Geist, wie er so frömmelnd 
beteuert? Wen wollte er mit seinen Diebstählen schützen – und wen ans
Medienmesser liefern? Oder war er lediglich ein sehr weltlich 
Fremdgesteuerter, ein willfähriger Spielball beinhart konkurrierender
Interessen innerhalb des Vatikans? Mit dem demonstrativ milden 
Urteil, dem nun wohl auch noch ein päpstlicher Begnadigungsakt folgen
wird, legt sich einmal mehr der Mantel des Schweigens über den 
Vatikan. Die Mutmaßungen über Eifersuchtskriege, Machtkämpfe, 
Neidintrigen und andere menschliche Schwächen jenseits der 
Kirchenmauern werden diesseits ebenso eifrig wie ergebnislos 
weitergehen.
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