Alter darf kein Makel sein: so weit die Theorie. In
der Praxis aber wurde jeder fünfte Deutsche wegen seines Alters schon
benachteiligt. Mit 70 zu alt für den Kredit, mit 50 zu alt für den
Job, mit 30 zu alt für ein Stipendium. Unternehmen, die eine
„Verstärkung für ihr junges dynamisches Team“ suchen, grenzen
Senioren bewusst aus. Dass ein Diskriminierungsverbot im Grundgesetz
oder eine Alten-Quote im Betrieb die Benachteiligung der „Silver
ager“ beenden würde, ist Illusion. Das Nachdenken über den
unbefriedigenden Status quo würde eine Verfassungsänderung aber
allemal fördern.
Es gibt viel zu tun. Starre Altersgrenzen könnten durch einen
flexiblen Renteneintritt aufgehoben werden. Und dass Finanzämter
Steuerformulare nur noch per Computer verschicken wollen, geht an der
Lebenswirklichkeit vieler Senioren vorbei. Auch die Wirtschaft muss
sich auf den wachsenden „Silbermarkt“ einstellen: große Schrift auf
Produkten, kleinere Essensportionen, mehr Liefer-Service. Und allein
mit längeren Grünphasen an Fußgängerampe
Altersdiskriminierung hat viele Facetten. In der Schweiz müssen
über 70-Jährige alle zwei Jahre zum obligatorischen Fahreignungstest.
Das scheint mit Blick auf die zunehmend fitten Alten übertrieben.
Zumal sich die Experten streiten, ob Senioren häufiger Unfälle
verursachen als junge Führerscheinneulinge. Der Vorschlag der
Deutschen Verkehrswacht, dass Senioren freiwillig ihre körperlichen
und psychischen Fähigkeiten testen lassen, zielt in die richtige
Richtung. Schließlich müssen auch Ältere ein Interesse haben, dass
sie verkehrstüchtig sind.
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