Wie Factoring in der Insolvenz beim Turnaround helfen kann

Andreas Dehlzeit

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Das Wort Insolvenz ist sicherlich eines der gefürchtetsten Wörter in der Wirtschaft. Einmal zahlungsunfähig, sind Unternehmen vermeintlich kaum noch zu retten. Produktionsprozesse fallen aus, Geschäftsbeziehungen können nicht mehr aufrecht gehalten werden und Menschen verlieren ihre Jobs. Eine Erfahrung, die kein Unternehmer jemals machen möchte. Ein Neustart ist nach einer Insolvenz weiterhin möglich, aber insbesondere in Deutschland wiegt eine Insolvenz reputativ extrem schwer.

Eine Insolvenz ist
nicht das Ende

Wenn eine Insolvenz droht oder bereits eingetreten ist,
hat der Unternehmer jedoch weiterhin Handlungsspielraum. Insbesondere dann,
wenn die Insolvenz aus der Tatsache erwachsen ist, dass für erbrachte
Produktions- oder Dienstleistungen schlicht kein Zahlungseingang zu verweisen
ist. Immer wieder kommt es vor, dass Auftraggeber vereinbarte Zahlungsziele
nicht einhalten sogar ganz verstreichen lassen. In der Konsequenz verschlechtert
sich die Liquidität
und der Auftragnehmer kommt in Bedrängnis.

Um wieder liquide zu sein, ist Factoring
in der Insolvenz
ein denkbarer Weg. Factoring,
oder zu Deutsch Forderungsverkauf, ist für Unternehmer eine interessante
Lösung, wenn es darum geht, kurz- und langfristig für Liquidität zu sorgen.

Verglichen mit einem Sanierungskredit einer Bank ist
Factoring nicht nur schneller umzusetzen, vor allem sind hierbei auch die
Sicherheiten eine geringere Hürde. Wo in der Kreditvergabe die Bonität und die
Passiva große Rollen spielen, sind im Factoring die Belastbarkeit und die
Nachweisbarkeit einer Forderung entscheidender. Das macht Factoring-Anbieter in
der Krise oft zu einem flexibleren Finanzierungspartner.

Forderungsverkauf funktioniert wie folgt: Unternehmen A
erbringt für Kunde B eine Produktions- oder Dienstleistung und gibt ein
bestimmtes Zahlungsziel vor. Kunde B erhält die Ware oder die Leistung, zahlt
aber die Rechnung nicht oder verspätet. Für Unternehmen A erwächst daraus ein
Problem, da das Geld dringend für die Zahlung laufender Kosten benötigt wird.

Mit Factoring in
der Insolvenz wieder auf die Beine kommen

Durch das Insolvenz-Factoring werden neue Gelder für die
Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt. Durch die Verkürzung
der Zahlungsziele steigt der Cash-Flow, was für die Aufrechterhaltung des Betriebs
nur sinnvoll sein kann.

Im Detail läuft der Factoring-Prozess wie folgt ab:

  • Unternehmen A verkauft seine Forderung für einen
    gewissen Prozentsatz, zum Beispiel für zehn Prozent der ursprünglichen
    Rechnungshöhe, an den Factoring-Anbieter C.
  • Dieser setzt sich nun mit Kunde B in Kontakt, um
    die Rechnungssumme einzufordern und übernimmt dafür das volle Ausfallrisiko der
    Summe.
  • Unternehmen A erhält 90 % der veranschlagten
    Summe von Factoring-Anbieter C und kann mit frischen, liquiden Mitteln
    weiterarbeiten.

Für Unternehmen, insbesondere solche, die aufgrund von
Ausständen in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, ist Factoring
ein sehr gutes Mittel, um eine drohende Insolvenz abwenden zu können. Aber auch
wenn sich ein Unternehmen bereits in einer Insolvenz befindet, kann Factoring
ein Garant für das Weiterbestehen der Firma sein. Denn: das Ziel eines jeden
Insolvenzverfahrens ist es, das Weiterbestehen eines Unternehmens zu sichern,
um finanzielle Schäden in der Wirtschaft und Arbeitsverluste zu vermeiden.

Hat ein Unternehmen also weiterhin eine stabile
Auftragslage, kann mit dem Verkauf von offenen Forderungen eine dauerhafte
Liquidität sichergestellt werden. Das angeschlagene Unternehmen kann
Mitarbeiter bezahlen, laufende Kosten decken und etwaige Kredite sicher
bedienen.

Outsourcing von
finanziellen Risiken

Einer der größten Pluspunkte von Factoring ist das
Abgeben von finanziellen Risiken. Mit dem Verkauf einer offenen Forderung und
dem Erhalt von bis zu 90 % der Rechnungssumme endet für Unternehmen der eigene
Aufwand. Der kosten- und zeitintensive Aufbau eines eigenen Mahnwesens
inklusive Inkassomanagement fällt komplett weg, das gesamte Risiko der offenen
Forderung übernimmt der Factoring-Anbieter.

Forderungsverkauf ist für Unternehmen oft mit der Sorge
verbunden, ob man durch das Einschalten eines Factoring-Dienstleisters nicht
seine Kundenbeziehungen gefährdet. Die Branche hat auf diese Bedenken bereits
früh reagiert. Factoring-Anbieter setzen auf eigens geschulte Mitarbeiter, die
vertrauensvoll und umsichtig offenen Forderungen nachgehen und so
sicherstellen, dass man als Forderungsverkäufer keinen Reputationsschaden zu
befürchten hat.

Über den Autoren

Andreas Dehlzeit ist Geschäftsführer der Bibby Financial
Services GmbH mit Sitz in Düsseldorf, einem der führenden Anbieter von
internationalen Factoringlösungen. Der Finanzdienstleister betreut heute
weltweit etwa 7.000 Unternehmen mit über 1.200 Mitarbeitern in mehr als 14
Ländern.

Der studierte Betriebswirt Andreas Dehlzeit verfügt über
mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Factoring- und Kreditversicherungsbranche
und gilt als Experte für Forderungsverkauf
und Unternehmensfinanzierung
.