Windows-10-Einsatz bei Bund, Ländern und Kommunen / Behörden ignorieren Sicherheitsbedenken bei Windows 10 (FOTO)

Im vergangenen Jahr sorgte Microsoft mit massiven
Sicherheitslücken für Schlagzeilen. Der Erpressungstrojaner WannaCry
legte weltweit nicht nur Firmen, sondern auch Behörden lahm. Dennoch
kaufen Bund, Länder und Kommunen Betriebssysteme und Büroanwendungen
überwiegend bei Microsoft. Und mehr noch: Recherchen vom
Computermagazin c–t (Ausgabe 5/18), dem rbb und dem Journalistenteam
Investigate Europe zeigen, dass Behörden mit Sicherheitsbedenken
nicht transparent umgehen und bei Nachfragen Antworten schuldig
bleiben.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat
gegenüber der Bundesregierung bereits im Jahr 2014 erhebliche
Bedenken gegen die Nutzung von Microsoft-Produkten in der staatlichen
Verwaltung vorgebracht. Das geht aus einem als vertraulich
eingestuften, 29 Seiten langen Vermerk der Behörde für das
Bundesinnenministerium hervor, über den das Computermagazin c–t und
der rbb gemeinsam mit dem Journalistenteam Investigate Europe
berichten.

Demnach beklagte das BSI, dass seine Sicherheitsanfragen an
Microsoft „teilweise gar nicht mehr oder nur mit großer Verzögerung
beantwortet“ würden. „Insbesondere für Microsoft mutmaßlich
unangenehme Fragen“ würden „in aller Regel völlig ignoriert“,
stellten die amtlichen Experten für Cybersicherheit fest und mahnten
eine vertraglich gesicherte Kooperation des Konzerns an. Gleichzeitig
forderte die Behörde eine Fülle von technischen Änderungen, um die
Daten der Bürger vor fremden Zugriff zu schützen.

Ob und wie die Forderungen des BSI erfüllt wurden, wollen und
können die Verantwortlichen allerdings nicht offenlegen. Peter Batt,
IT-Direktor des Bundes im Bundesinnenministerium, räumte ein, dass
die Umsetzung des BSI-Katalogs zunächst nicht wie gefordert mit dem
seit 2015 laufenden Rahmenvertrag vereinbart, sondern erst später
„nachverhandelt“ worden sei. Die näheren Details seien beim BSI zu
erfragen, doch hier wollte man mit Hinweis auf „vertrauliche
Vereinbarungen“ keine Auskunft geben.

„Solange Windows und sein Office-Paket in Deutschlands Behörden
als alternativlos wahrgenommen werden und die allermeisten
Fachanwendungen für den Einsatz auf Microsoft-Systemen gestrickt
sind, wird es die –digitale Autonomie– so schnell nicht geben“, sagt
c–t-Redakteur Urs Mansmann.

Am Montag, 19. Februar 2018 um 22:55 Uhr, wird die Dokumentation
„Das Microsoft-Dilemma – Europa als Software-Kolonie“ (rbb/WDR) von
Harald Schumann und Árpád Bondy im ERSTEN ausgestrahlt.

Pressekontakt:
Sylke Wilde
Heise Medien
Telefon: +49 511 5352-290
sylke.wilde@heise.de

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