Wird–s nicht eine schöne Welt?

»Wird–s nicht eine schöne Welt?« fragt der Held der »Lieder eines fahrenden Gesellen«, und für Momente blitzt die Hoffnung auf, Versöhnung sei erreichbar, um sogleich doch unendlich traurig verabschiedet zu werden. Um die Pole von Hoffnung und Desillusion kreisen auch jene beiden Werke von Luigi Nono und Georg Katzer, die in den Mahlerschen Zyklus interpoliert werden. Jene Spannung, die bei Mahler in romantischen Topoi erfasst wird, ist bei Nono und Katzer direkt aus der Realität bezogen. Nono sieht seine Musik als Mittel gesellschaftlicher Veränderung – letztlich hin zu einer versöhnten Gesellschaft. Georg Katzers »La fabbrica abbandonata« hingegen entstand, als solche Veränderung der Welt als einstweilen misslungen offenbar war. Das Melodram auf einen Text von Wolfgang Hilbig evoziert die alptraumhafte Szenerie einer brachliegenden sächsischen Industrielandschaft. Der durch die labyrinthischen Gänge einer verlassenen Fabrik Irrende wird Zeuge eines magischen Augenblicks, in welchem die Natur zum Medium des Trostes in einer um alle Hoffnungen gebrachten Welt wird – vergleichbar jenem Bild des unter dem Lindenbaum Ruhenden im letzten der Mahlerschen Gesellen-Lieder.
Vor dem Konzert findet – in Kooperation mit der Berliner Gesellschaft für Neue Musik – eine Diskussionsveranstaltung im Musikclub statt (18.30-19.40 Uhr): Georg Katzer im Gespräch mit Nina Josefowicz und Katharina Hanstedt, moderiert von Arno Lücker, Dramaturg des Hauses.
ensemble unitedberlin
Ferenc Gábor Leitung
Ksenija Lukic Sopran
Sebastian Bluth Bariton
Winfried Wagner Sprecher
Gustav Mahler »Wenn mein Schatz Hochzeit macht« und »Ging heut– morgen übers Feld« aus »Lieder eines fahrenden Gesellen«, für mittlere Stimme und Kammerensemble bearbeitet von Arnold Schönberg
Luigi Nono »La fabbrica illuminata« für Sopran und Tonband
Georg Katzer »La fabbrica abbandonata III« für Sopran, Sprecher und Ensemble (UA der Neufassung)
Gustav Mahler »Ich hab– ein glühend Messer« und »Die zwei baleuen Augen« aus »Lieder eines fahrenden Gesellen«, für mittlere Stimme und Kammerensemble bearbeitet von Arnold Schönberg