PwC-Studie: Unternehmen wappnen sich
gegen digitale Angriffe / Unternehmen der KRITIS sehen
IT-Sicherheitsgesetz überwiegend positiv / Mehrheit der Unternehmen
lässt sich bei Industrie 4.0 nicht von Cyberrisiken abschrecken /
Non-Compliance wird zunehmend zum Wettbewerbsnachteil /
Speak-up-Kultur essenziell für Kriminalprävention
Mit der wachsenden digitalen Vernetzung in der Wirtschaft steigt
auch das Risiko für Cybercrime: Das ist vor allem
forschungsintensiven Unternehmen bewusst, die um den Verlust ihres
geistigen Eigentums fürchten: Rund drei Viertel von ihnen (70
Prozent) geben an, im Zuge der vierten industriellen Revolution einem
höheren E-Crime-Risiko ausgesetzt zu sein. 40 Prozent von ihnen gehen
das Thema Industrie 4.0 deswegen verhaltener an, während sich die
Mehrheit (60 Prozent) nicht davon abschrecken lässt. Das zeigt die
Studie „Wirtschaftskriminalität in der analogen und digitalen
Wirtschaft“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC
und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Deutschlandweit
wurden dafür 720 Unternehmen befragt.
„Vor allem forschungsintensive Unternehmen sind zu stark von
technologischen Innovationen abhängig, als dass sie sich durch
E-Crime-Risiken abschrecken lassen“, sagt Steffen Salvenmoser,
Partner bei PwC im Bereich Forensic Services. „Der Aspekt
IT-Sicherheit sollte bei jedem Schritt in Richtung Digitalisierung
von Beginn an berücksichtigt werden. Nur mit einem wirksamen Schutz
vor den wachsenden Cyberrisiken kann Industrie 4.0 gelingen.“
Unternehmen sind sich dessen bereits sehr bewusst. Die Befragten
werten das seit Juli 2015 geltende IT-Sicherheitsgesetz (Gesetz zur
Erhöhung der Sicherheit informationstechnischer Systeme) überwiegend
positiv: 81 Prozent der Unternehmen, die nach eigener Einschätzung
zur kritischen Infrastruktur (KRITIS) gehören – dazu zählen u.a.
Firmen aus den Bereichen Energie, Telekommunikation, Gesundheit und
Wasserversorgung -, erachten die gesetzlichen Bestimmungen für
sinnvoll, nur vier Prozent lehnen die Reform ab. Auch Unternehmen,
die nicht unter das Gesetz fallen, stehen der neuen Regelung positiv
gegenüber. „Es ist zu hoffen, dass vom IT-Sicherheitsgesetz
zusätzliche Impulse zur Erhöhung der Sicherheitsstandards ausgehen,
die auch auf Unternehmen ausstrahlen, die nicht zur KRITIS zählen“,
so Salvenmoser. „Denn die Gefahr nimmt zu: Mittlerweile verlagert die
Organisierte Kriminalität ihre Aktivitäten mehr und mehr in die
digitale Welt.“ Dies schätzen auch die befragten Unternehmen so ein.
Bei Daten- und Wissensverlust führen die Spuren der externen Täter in
30 Prozent der Fälle zur Organisierten Kriminalität.
Sicherheitssysteme werden zu selten extern überprüft
Viele Unternehmen wappnen sich gegen Cyber-Angriffe: Drei Viertel
der befragten Unternehmen verfügen über ein internes
IT-Sicherheitsmanagement, gut zwei Drittel (67 Prozent) führen
interne Sicherheitsaudits durch. Schwachstellen mithilfe eines
Penetration-Testing des IT-Systems auszumachen, also der Simulation
von typischen Angriffsmethoden, ist bei 53 Prozent üblich. Aber nur
eine Minderheit lässt das eigene Sicherheitssystem durch Dritte
überprüfen: 39 Prozent verfügen über eine Zertifizierung, doch bei 38
Prozent ist das nicht einmal geplant. „Unternehmen sollten die Chance
nutzen, ihre Sicherheitssysteme von externen Experten unter die Lupe
nehmen zu lassen und Lücken aufzudecken“, empfiehlt Salvenmoser.
„Ohne einen solchen Test wiegen sie sich möglicherweise in falscher
Sicherheit.“
Fälle klassischer Wirtschaftskriminalität überwiegen
Trotz der wachsenden Cyberrisiken überwiegen laut der Studie die
Fälle klassischer Wirtschaftskriminalität: 34 Prozent der befragten
Unternehmen sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von
Cyber-Attacken geworden, inklusive konkreter Verdachtsfälle sind es
47 Prozent. Dagegen hatten es 51 Prozent mit klassischer
Wirtschaftskriminalität zu tun (inklusive konkreter Verdachtsfälle 57
Prozent). Dazu zählen Vermögensdelikte (37 Prozent der Delikte),
Verstöße gegen Patent- und Markenrechte (13 Prozent) sowie Diebstahl
vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten (5 Prozent). Bei den
digitalen Risiken berichten Firmen am häufigsten über Computerbetrug
(13 Prozent), Manipulation von Konto- und Finanzdaten (11 Prozent)
und das Ausspähen und Abfangen von Daten wie Passwörter (9 Prozent).
„Unternehmen sehen sich heute mit einer doppelten Herausforderung
konfrontiert: Sie dürfen keinesfalls die konventionellen Deliktarten
vernachlässigen. Doch gleichzeitig müssen sie sich den Risiken der
Cyber-Spionage stellen“, so Salvenmoser.
Non-Compliance wird zum Wettbewerbsnachteil
Compliance-Management-Systeme (CMS) sind weit verbreitet: 76
Prozent der befragten Unternehmen verfügen über ein solches Programm,
bei Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern liegt dieser Anteil
bei 96 Prozent. „Compliance-Programme sind ein zunehmend geforderter
Standard. Der Druck großer Unternehmen auf die Zuliefererkette nimmt
zu“, urteilt Salvenmoser. „Non-Compliance wird mehr und mehr zum
Wettbewerbsnachteil. Handlungsbedarf besteht jedoch auch hier bei der
Zertifizierung.“ Im Vergleich zur IT-Sicherheit gibt es für
Compliance-Systeme bisher jedoch keine allgemeingültigen gesetzlichen
Leitlinien: 37 Prozent der befragten Unternehmen, die bereits über
ein entwickeltes CMS verfügen, halten es für sinnvoll,
Mindestaufsichts- bzw. Mindest-Compliance-Standards zur Schaffung von
Rechtssicherheit vorzugeben, fast die Hälfte dieser Unternehmen (47
Prozent) hält dies zumindest für überlegenswert.
Mehr als jede dritte Tat wird von Mitarbeitern aufgedeckt
Zu einem effektiven CMS gehören ein im Unternehmen klar
formuliertes Bekenntnis zur Compliance und kulturellen Werten. Gerade
in diesem Punkt besteht laut Studie jedoch noch Handlungsbedarf. Denn
Mitarbeiter sind Schwachstelle und Chance zugleich: Grundsätzlich
wird Wirtschaftskriminalität zu 51 Prozent von internen Tätern
begangen. Gleichzeitig wird mehr als jede dritte Tat durch einen
Hinweis von Mitarbeitern aufgedeckt: „Eine integritätsförderliche
Unternehmenskultur ermutigt die Mitarbeiter, Kollegen auf mögliches
Fehlverhalten und Compliance-Verstöße anzusprechen und dem
Unternehmen gegebenenfalls einen Hinweis zu geben“, betont Kai
Bussmann, Professor für Strafrecht und Kriminologie an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Eine solche
Speak-up-Kultur ist für den Erfolg eines Compliance-Programms
essenziell.“
PwC führt seit 2001 alle zwei Jahre eine Umfrage zur
Wirtschaftskriminalität durch, seit 2005 gemeinsam mit der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Betrachtungszeitraum
beträgt jeweils zwei Jahre. Die Befragung erfolgt seit 2005 durch
Telefoninterviews, die von TNS Emnid geführt werden.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.pwc.de/wikri2016
Über PwC:
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen
aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 208.000
Mitarbeiter in 157 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen,
branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen
Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei. Die
Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder
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