Im Spätsommer 2011 erreichte Obamas Popularität mit einer Zustimmungsquote von nur noch 40 % ihren Tiefpunkt. Mit der allmählichen Erholung des US-amerikanischen Arbeitsmarktes und wieder steigenden Aktiennotierungen haben sich auch die Umfragewerte für Obama spürbar verbessert. Dies ist wenig überraschend, spielt doch die wirtschaftliche Entwicklung eine entscheidende Rolle für die Wahlentscheidung. Gilt aber auch die umgekehrte Wirkungsrichtung: Profitiert der Aktienmarkt von steigenden Wiederwahlchancen Obamas? Zumindest die Historie spricht für die Demokraten. So konnte der S&P 500 unter demokratischen Präsidenten deutlich stärker zulegen[1]
Geht doch! Die Aktienmärkte haben sich in der abgelaufenen Woche sichtbar berappelt und nehmen die alten Jahreshöchststände ins Visier. Der MDAX markierte zuletzt sogar ein neues Allzeithoch. Besser als erwartet ausgefallene Ergebnisse US-amerikanischer Unternehmen sowie positive Daten vom US-Immobilienmarkt sorgten ebenso wie die jüngsten Zahlen aus China für ein etwas freundlicheres Bild. So legten im Reich der Mitte die Septemberwerte von Industrieproduktion, Einzelhandelsumsätzen und Anlageinvestitionen stärker zu als erwartet. Das mit +2,2 % gg. Vq höher als erwartet ausgefallene Wachstum des dritten Quartals zeigt, dass der konjunkturelle Tiefpunkt bereits Anfang 2012 erreicht wurde.
Nachlassende Konjunkturängste sorgten im Wochenvergleich für einen Renditeanstieg bei US-Treasuries und 10j.-Bundesanleihen. Gleichzeitig haben sich die Risikoaufschläge bei Staatsanleihen der Euro-Problemländer weiter entspannt, der Euro legte zu. Dies spricht dafür, dass die Maßnahmen zur Stabilisierung der Eurozone an den Märkten an Glaubwürdigkeit gewinnen. Die aus Wettquoten abgeleitete Wahrscheinlichkeit eines Austritts eines oder mehrerer Länder aus der Währungsgemeinschaft bis zum Jahresende 2012 ist im Umfeld des EU-Gipfels auf 11 % zurückgegangen. Allerdings beträgt die implizite Wahrscheinlichkeit eines Austritts bis Jahresende 2014 immerhin noch 65 %. Für eine nachhaltige Entspannung der Euroraum-Krise sind neben den eingeleiteten Reformmaßnahmen auch Anzeichen einer konjunkturellen Stabilisierung in den Krisenländern notwendig.
Zu Wochenbeginn wird es aber zunächst politisch: Am Montag duellieren sich US-Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney zum dritten und letzten Mal vor der Wahl am 6. November. Ab Wochenmitte dominieren dann Konjunkturdaten das Geschehen. Bei den Einkaufsmanagerindizes der Eurozone rechnen wir mit einer Stabilisierung (Seite 5). Die US-Daten, obwohl durchwachsen, dürften eine konjunkturelle Verbesserung gegenüber dem ersten Halbjahr bestätigen (Seite 4). Für ein richtiges Durchstarten am Aktienmarkt wird dies wohl nicht reichen, aber angesichts mangelnder Anlagealternativen gilt das olympische Motto: Dabei sein ist alles!
[1] Siehe dazu Aktienmarkt aktuell: US-Präsidentschaftswahl – Richtungsentscheid für den Aktienmarkt? vom 14.09.2012
Lesen Sie weiter im Anhang.
Weitere Informationen unter:
http://