Wolfgang Gerke: Finanzwirtschaft redet Weltuntergangsszenario herbei

„Es ärgert mich an der Diskussion, dass so ein Weltuntergangsszenario gemalt wird – auch von Herrn Ackermann, falls sich Griechenland anders entscheidet. Es muss einen Plan B geben. Griechenland hat nicht einen so großen Anteil an der Weltwirtschaft, dass man da in eine Krise fallen muss. Man redet sie zwar herbei, aus eigenen Interessen der Finanzwirtschaft, der Banken, der Versicherungen, der Pensionskassen, weil die eben den bequemeren Weg gehen wollen. Nämlich den Weg, dass ihre Zinsen weiter durch den europäischen Steuerzahler beglichen werden.“
Zum Vorschlag, die Banken in die Pflicht zu nehmen:
„Das ist natürlich viel zu spät. In der Zwischenzeit haben die (Banken) einen Großteil ihrer Griechenland-Anleihen über den Markt an die Europäische Zentralbank verkauft. Ein Vorgang, der inakzeptabel ist. Das Problem wird jetzt besonders groß. Wenn wirklich in Griechenland ein Schuldenschnitt gemacht werden muss, dann trifft das insbesondere die EZB – und damit natürlich auch wieder die Steuerzahler. Hier hat man sich von hinten herangemogelt, am Bürger vorbei, und insofern ist der Bürger hier viel klüger als mancher Politiker glaubt: Er durchschaut das Spiel längst.“
„Natürlich kann man mit keiner Lösung das Problem vom Tisch wischen. Hier sind nun mal Lasten von irgendjemandem zu tragen. Aber man hätte mit einem Schuldenschnitt das Ganze viel eleganter abwickeln können. Und eins ist klar: Man hätte Griechenland helfen müssen. Ich denke an eine Art Marshall-Programm, also ein Programm, das auch der mittelständischen Wirtschaft wieder auf die Beine hilft. Was jetzt passiert: In Griechenland geht viel Struktur kaputt, das wird in zehn Jahren nicht wieder aufgebaut.“