Die Soldatinnen und Soldaten im
Einsatz erwarten von der Politik vor allem Wahrhaftigkeit. Diese
Bilanz zog der stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen
BundeswehrVerbandes, Major André Wüstner, bei seinem Truppenbesuch in
Afghanistan. Das gelte gleichermaßen für den ISAF-Einsatz wie für die
Bundeswehrreform.
„Die Soldaten in Kundus fordern, dass jeder Abgeordnete, der für
diesen Einsatz stimmt, der Bevölkerung auch erklärt, was hier los ist
und warum das Herstellen einer gewissen Stabilität Zeit braucht“,
machte Wüstner deutlich. Die Soldaten warnten vor einer frühzeitigen
Truppenreduzierung ab 2011. „Sie kritisieren, dass es offenbar keine
klaren Zielvorstellungen gibt, was besonders für den zivilen Aufbau
gilt“, sagte Wüstner.
Verbandsvize Wüstner sprach während seiner Reise durch die
deutschen Standorte mit zahlreichen Soldatinnen und Soldaten. „Die
Lage vor Ort ist trotz der Erfolge in den vergangenen Monaten weiter
unübersichtlich und fragil. Unsere Frauen und Männer leisten
hervorragende Arbeit“, stellte Major Wüstner fest. Teilweise
operierten sie bis zu 40 Tage am Stück außerhalb der Feldlager oder
in Sicherungsposten unter widrigsten Witterungsverhältnissen. Dies
spreche einerseits für die Robustheit der Soldaten, sei andererseits
aber auch Beleg für die enormen physischen und psychischen
Belastungen dieses Einsatzes. Ob sich die von der Regierung
beschriebene Trendwende in Afghanistan tatsächlich eingestellt habe,
werde sich erst im Spätsommer dieses Jahres bewerten lassen. „Derzeit
sind eventuell viele der feindlichen Kräfte im Winterschlaf“, so
Wüstner.
Wahrhaftigkeit forderten die Soldatinnen und Soldaten aber
ebenfalls mit Blick auf die Neustrukturierung der Bundeswehr. „Auch
von Afghanistan aus lässt sich unschwer feststellen, dass der Umbau
der Bundeswehr bei derartigen Sparauflagen zum Scheitern verurteilt
ist“, gab Wüstner Einblicke in das Stimmungsbild der Einsatzsoldaten.
Die Soldaten hofften, dass politisches Handeln sich nicht in warmen
Worten erschöpfe, die die Bundeskanzlerin und der Außenminister
während der jüngsten Truppenbesuche in Afghanistan gesprochen hätten.
„Bleiben die aktuellen Sparauflagen für die Bundeswehr bestehen und
lösen sich die angekündigten Attraktivitätsmaßnahmen in Luft auf,
werden die Soldatinnen und Soldaten in der Heimat wie auch im
Auslandseinsatz endgültig das Vertrauen in die Regierungspolitik
verlieren“, macht der stellvertretende Bundesvorsitzende deutlich.
Wer die Bundeswehr in derart anspruchsvolle Missionen entsende, müsse
ihr die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen. Alles andere wäre
unverantwortliche Politik auf dem Rücken der Soldatinnen und
Soldaten.
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