Manchmal muss man sich wundern. Etwa darüber, dass die Pflicht,
einen Kassenbon auszuhändigen, im großen Stil Steuerbetrug an der Ladenkasse
verhindern soll. Zehn Milliarden Euro sollen auf diese Weise pro Jahr durch die
Lappen gehen. Das ist eine Menge Geld. Trotzdem: Die Pflicht zur Zettelausgabe
ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie verursacht für viele Unternehmen
immensen Aufwand, produziert Unmengen an Müll – und ist für den Konsumenten
unsinnig. Vor drei Jahren wurde das Gesetz verabschiedet, erst jetzt, drei
Wochen vor Start der Bonpflicht, gibt es aus dem Wirtschaftsministerium Proteste
– auch darüber kann man sich wundern. Sind manche Entscheider so weit von der
Realität entfernt? Drei Brötchen beim Bäcker, plus ein Croissant? Bitte schön:
der Kassenbon! Dasselbe soll der Fall in der Apotheke sein, in der Kneipe, beim
Metzger, dem Dönerladen oder beim Friseur. Der Konsument darf den Zettel liegen
lassen – aber wem soll das helfen? Alleine zwei Millionen Kilometer an
zusätzlichen Kassenbons befürchtet der deutsche Einzelhandel. Gleichzeitig soll
es bis zur Einführung der neuen manipulationssicheren Kassen noch bis Herbst
2020 dauern, wobei diese doch schon dazu beitragen dürften, dass weniger
geschummelt wird. Überhaupt muss man die Steuerschlupflöcher einmal ins
Verhältnis setzen: 125 Milliarden Euro insgesamt werden bei uns schätzungsweise
pro Jahr hinterzogen. Gäbe es da nicht viel lohnendere Ziele, um Manipulation zu
verhindern? Auch zusätzliche Betriebsprüfer würden sich vielfach lohnen – und
das ganz ohne Bonsalat.
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