Nach dem Interview-Streit zwischen SPD-Chef Sigmar Gabriel und „heute-journal“-Moderatorin Marietta Slomka hat sich ZDF-Intendant Thomas Bellut gegen Einflussnahme aus der Politik verwahrt. Bellut sagte „Bild am Sonntag“: „Wir sind in unserer journalistischen Arbeit unabhängig, egal wer in Berlin regiert.“ Gleichzeitig nahm er Slomka gegen die scharfe Kritik von CSU-Chef Horst Seehofer in Schutz: „Marietta Slomka ist eine hervorragende Journalistin und ein Aushängeschild für das ZDF.“ Bellut räumte Seehofer, der auch Mitglied im ZDF-Verwaltungsrat ist, grundsätzlich das Recht auf Kritik ein: „Selbstverständlich sollen und können Gremienmitglieder Kritik am Programm äußern.“ Im Fall des umstrittenen Gabriel-Interviews vom Donnerstag teile er sie aber nicht: „In einem Live-Interview kann es auch mal zur Sache gehen. Ganz unbeteiligt war Herr Gabriel auch nicht.“ Empörung löste Seehofer mit seiner ZDF-Kritik bei der Opposition aus. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt wirft dem bayerischen Ministerpräsidenten Selbstherrlichkeit vor: „Fürst Seehofers Verständnis von Pressefreiheit und Einfluss der Politik auf die öffentlich-rechtlichen Sender ist erschütternd.“ Man dürfe gespannt sein, „in welchen Formen sich die anbahnende Arroganz der großen Koalition noch ausdrücken wird“. Der Medienkritiker und Buchautor Hans-Peter Siebenhaar („Die Nimmersatten: Die Wahrheit über das System ARD und ZDF“) forderte gar Seehofers Rückzug aus dem ZDF-Verwaltungsrat : „Die Schützenhilfe von Seehofer für Gabriel demaskiert die Haltung der Parteien zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Sie betrachten ARD und ZDF als ihr Quasi-Eigentum.“ Sollte Seehofer per SMS und Brief Druck auf das ZDF ausüben, „wäre das ein Beweis für eine unzulässige Einmischung in die redaktionelle Unabhängigkeit“. Siebenhaar weiter: „Es wird Zeit, dass Parteivorsitzende aus Aufsichtsgremien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verschwinden.“
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