ZDF-Politbarometer Oktober II 2010 / CDU/CSU wieder, Grüne weiter im Aufwind / Fachkräftemangel: Mehrheit hält Zuwanderung nicht für notwendig

Im Vergleich zu vor drei Wochen hat sich die
politische Stimmung relativ stark verändert: Erstmals seit August
kann die Union wieder zulegen, gleichzeitig bleiben die Grünen auf
hohem Niveau stabil: Die CDU/CSU steigt in der Stimmung auf 36
Prozent (plus 6), die FDP fällt hingegen auf 3 Prozent (minus 1).
Die SPD kommt nur noch auf 30 Prozent (minus 2), während die Grünen
21 Prozent (unverändert) erreichen und die Linke nur noch 7 Prozent
(minus 2).

Wenn bereits am nächsten Sonntag gewählt würde, würden
längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie
koalitionstaktische Überlegungen eine etwas größere Rolle spielen,
die in der Politbarometer-Projektion berücksichtigt sind: Die CDU/CSU
erhielte danach 32 Prozent (plus 1), die SPD 29 Prozent (minus 1),
die FDP käme auf unverändert 5 Prozent und die Linke auf unverändert
9 Prozent. Die Grünen verbessern sich auf ihren neuen Rekordwert von
20 Prozent (plus 1), die sonstigen Parteien zusammen lägen bei 5
Prozent (minus 1). Damit hätte Rot-Grün weiterhin eine knappe
parlamentarische Mehrheit.

Bei der Frage, welche Partei momentan am glaubwürdigsten ist,
antworten 22 Prozent der Befragten die CDU/CSU, 12 Prozent die SPD, 2
Prozent die FDP, 6 Prozent die Linke und 22 Prozent die Grünen (keine
Partei: 32 Prozent; weiß nicht: 4 Prozent). Diese Ergebnisse sind ein
Hinweis, warum vor allem die Grünen von der Unzufriedenheit mit der
Bundesregierung profitieren und nicht so sehr die SPD.

Zurzeit befindet sich Deutschland in einem massiven
Wirtschaftsaufschwung und dennoch herrscht eine hohe Unzufriedenheit
mit der Arbeit der Bundesregierung. Dies hängt unter anderem damit
zusammen, dass kaum jemand den Wirtschaftsaufschwung der Politik
zuschreibt: So meinen lediglich 9 Prozent, dass die Politik am
meisten zum Wirtschaftsaufschwung beigetragen hat. Die größten
Verdienste sehen die Befragten bei der Weltwirtschaft (42 Prozent),
den Unternehmen (25 Prozent) und den Arbeitnehmern (17 Prozent).

Dieser Wirtschaftsaufschwung verstärkt in einer Vielzahl von
Bereichen den existierenden Fachkräftemangel. In diesem Zusammenhang
meinen 64 Prozent, dass dieser Fachkräftemangel durch Qualifizierung
und Beschäftigung von bereits hier lebenden Arbeitskräften behebbar
sei und lediglich 31 Prozent halten dafür auch eine Zuwanderung
ausländischer Arbeitskräfte für notwendig (weiß nicht: 5 Prozent).

Ganz generell plädiert eine knappe Mehrheit von 52 Prozent dafür,
dass die Zuwanderung von Arbeitskräften auch von außerhalb der EU
erleichtert werden soll, wenn diese bei uns gebraucht werden. Dagegen
sprechen sich 43 Prozent aus (weiß nicht: 5 Prozent). Bei dieser
Frage unterscheiden sich die verschiedenen Parteianhängergruppen nur
unwesentlich von der Gesamtheit. Lediglich die Anhänger der Grünen
befürworten sehr deutlich (65 Prozent) entsprechende Erleichterungen.

Das scheinbar regionale Thema Stuttgart 21 ist inzwischen für 44
Prozent aller Deutschen ein sehr wichtiges oder wichtiges Thema, für
54 Prozent hingegen ein nicht so wichtiges oder überhaupt nicht
wichtiges Thema (weiß nicht: 2 Prozent). Bei der Frage, ob der
bisherige Stuttgarter Kopfbahnhof in einen unterirdischen
Durchgangsbahnhof umgebaut werden soll, gibt es keine klaren
Mehrheiten: 32 Prozent sind gegen diesen Umbau, 25 Prozent dafür und
34 Prozent ist es egal (weiß nicht: 9 Prozent).

Allerdings wollen bei zukünftigen Großprojekten dieser Art 73
Prozent, dass die Entscheidungen in Volksabstimmungen gefällt werden
und nur 24 Prozent sprechen sich für die zuständigen Parlamente als
Orte der Entscheidung aus (weiß nicht: 3 Prozent).

Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wird
weiterhin von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
angeführt. Er kommt nach Sympathie und Leistung auf der Skala von +5
bis -5 auf einen Durchschnittswert von unverändert 2,1. Auf Platz
zwei wieder Frank-Walter Steinmeier mit nur noch 1,1 (Sept. II: 1,4),
vor Ursula von der Leyen mit 1,0 (Sept. II: 1,1). Danach folgen
Wolfgang Schäuble mit ebenfalls 1,0 (Sept. II: 0,8) vor
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit 0,8 (Sept. II: 0,7), Sigmar Gabriel
mit nur noch 0,4 (Sept. II: 0,7), Renate Künast ebenfalls mit 0,4
(Sept. II: 0,6) und Horst Seehofer mit 0,1 (Sept. II: 0,3). Im
Negativ-Bereich: Gregor Gysi mit minus 0,6 (Sept. II: minus 0,8) und
Guido Westerwelle mit minus 1,4 (Sept. II: minus 1,5).

Die Umfragen zum Politbarometer wurden wie immer von der
Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews
wurden in der Zeit vom 19. bis 21. Oktober 2010 bei 1.250 zufällig
ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz
Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Parteianteil von 40
Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10
Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Das nächste Politbarometer
sendet das ZDF am Freitag, 12. November 2010.

Fotos sind erhältlich über den ZDF-Bilderdienst, Telefon: 06131 –
706100, und über http://bilderdienst.zdf.de/presse/politbarometer

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