Herbstumfrage auf der VDZ-Jahrespressekonferenz
vorgestellt
Die deutschen Zeitschriftenverlage befinden sich auf Erholungskurs
mit einem leichten Wachstum des Inlandsumsatzes von ungefähr einem
Prozent in diesem Jahr auf 6,9 Mrd. Euro und der Erwartung von einem
weiteren Prozentpunkt für das Jahr 2011 auf 7,0 Mrd. Euro. Damit ist
die Branche noch weit entfernt vom Niveau des Jahres 2008 mit rund
7.6 Mrd. Euro Umsatz. Diese Ergebnisse der traditionellen
VDZ-Herbstumfrage präsentierte heute VDZ-Hauptgeschäftsführer
Wolfgang Fürstner auf der VDZ-Jahrespressekonferenz in Berlin.
Am Umsatz von 6,9 Mrd. Euro haben die Fachzeitschriften einen
Anteil von etwas über 3,0 Mrd. Euro mit 1160 IVW-gemeldeten Titeln.
Die Fachpresse ist mit den aktuellen Umsatzzahlen wieder auf
Wachstumskurs. Bei der konfessionellen Presse bleibt der Gesamtumsatz
von knapp 100 Mio. Euro von 40 Verlagen mit 50 Titeln auf
Vorjahrsniveau. Bei den Publikumszeitschriften gibt es insgesamt 870
IVW-gemeldete Titel. 129 wurden im Laufe des Jahres eingeführt und
120 eingestellt. Die Auflage bei den Publikumszeitschriften wird 2010
geringfügig um 0,9 Prozent auf knapp 114 Millionen sinken
(Durchschnittswert aus dem Quartal Auflagenzahl aller Titel pro
Ausgabe).
Das Anzeigengeschäft zieht allmählich an. Von Januar bis September
dieses Jahres stiegen die Bruttowerbeumsätze für die
Publikumszeitschriften um 4,0 Prozent über den Vorjahreszeitraum, für
die Fachzeitschriften lag das Plus bei 1,3 Prozent. Derzeit tragen
Anzeigen und Vertrieb mit gleichen Anteilen von jeweils 35 Prozent
zum Umsatz bei. Die Verlage erwarten aber, dass beide Geschäftsteile
in Summe im Jahr 2013 nur noch knapp 64 Prozent ausmachen werden. Am
stärksten – wenn auch auf niedrigem Niveau – werden die „mobilen
Dienste“ wachsen. Das online- und internetbasierte Geschäft, das
heute schon acht Prozent ausmacht, wird auf einen Anteil von über elf
Prozent ansteigen. Die Veränderungen bei Rubriken/Kleinanzeigen und
den sonstigen Geschäftsfeldern sind unerheblich.
Die Anzahl der Beschäftigten aller Zeitschriftenverlage wird sich
nach einem Rückgang von fast fünf Prozent in diesem Jahr auf 32.400
stabilisieren und im kommenden Jahr voraussichtlich um ein Prozent
steigen.
Über diese konjunkturelle Verbesserung hinaus, so machte es
Fürstner deutlich, seien die Zeitschriftenverlage deutlich besserer
Stimmung als vor einem Jahr. Sie hätten eine Perspektive für ihre
Rolle im Medienwandel und neue Instrumente entwickelt. Sie hätten
Erfolge errungen – von Apps über elektronische Kioske wie Pubbles,
neue Möglichkeiten im Direktvertrieb bis zu modernen journalistischen
Formen. Fürstner machte aber auch den Erfolg mit alten und neuen
Print-Titeln über „Landlust“ hinaus deutlich.
Der VDZ-Hauptgeschäftsführer betonte, dass sich die
Zeitschriftenverlage im Wettbewerb gegen andere Anbieter als Medium
der Entschleunigung, Orientierung und hervorragenden
Zielgruppenansprache behaupten. Gegenüber den nicht verlegerischen
Kommunikations-angeboten wüssten sie den Vorteil der professionellen
und soliden redaktionellen Inhalte-Gewinnung auf ihrer Seite, und
gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihre Eigenschaft der
Distanz und Staatsferne.
Zeitschriften, so Fürstner, „können ihre Leser über Papier,
offenes Internet und andere digitale Plattformen erreichen und
begeistern. Mit der zunehmenden Verlagerung der Leserschaft zu
digitalen Endgeräten verschärft sich jedoch das Problem der
strukturellen Unterfinanzierung der meisten Online-Angebote. Diese
Herausforderungen an eine staatsunabhängige Finanzierung der
technologieneutralen Presse verlangen Verlegern und Journalisten das
Äußerste ab.“
Fürstner erklärte, dass die Anstrengungen der Verlage die
Unterstützung der Politik verdienten, die rechtlichen
Rahmenbedingungen der Presse nicht weiter zu verschlechtern. Sie
müssen im Gegenteil sogar verbessert und der Realität der heutigen
Presse angepasst werden.
Deswegen sei ein Leistungsschutzrecht für Presseverleger
überfällig. Es genüge im digitalen Zeitalter nicht mehr, die Verlage
nur auf die verstreuten und unterschiedlich abgeleiteten Rechte der
Urheber zu verweisen. Die gemeinsame Leistung von Journalisten und
Verlegern müsse angesichts millionenfacher unkontrollierter
Vervielfältigungen durch Dritte wirksam geschützt werden können. Dass
sich der BDI derartig gegen das Leistungsschutzrecht exponiert,
widerspricht dessen eigener Forderung, geistiges Eigentum zu schützen
und lassen an dem Grundverständnis des Spitzenverbandes der
Unternehmer zweifeln.
Als weitere Anliegen nannte Fürstner den Erhalt der Werbefreiheit
und der reduzierten Mehrwertsteuer, die auf die digitale Presse
ausgedehnt werden müsste. Das Direktmarketing für Presseabonnements
sei unverzichtbar für den Erhalt der Lesekultur und
Zeitschriftenleserschaft. Der Schutz der Quellen der Presse sei
unabdingbar. Deswegen sei das von der Bundesregierung auf den Weg
gebrachte Pressefreiheitsgesetz ein Schritt in die richtige Richtung.
Dieser genüge jedoch nicht, denn nach wie vor werde zwar Abgeordneten
und nun auch Rechtsanwälten, nicht aber Journalisten und Redaktionen
ein halbwegs praktikabler Schutz der Vertraulichkeit beruflicher
Kommunikation eingeräumt. Denn allein gegenüber Journalisten und
Redaktionen sei der Eingriff in die berufliche Kommunikation auch
ohne jeden Vorwurf strafbarer Beteiligung möglich. Das gefährde die
für jede freiheitliche Presse unverzichtbaren Quellen in Staat und
Gesellschaft und bedürfe dringend der Korrektur.
Er brachte ferner acht Thesen zum aktuellen und künftigen
Verhältnis der öffentlich-rechtlichen und privaten Medien ein, um
statt der „Scharmützel“ zu einer neuen Architektur zu finden. Er
machte deutlich, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich nicht
selbst begrenzen könne und Pressefreiheit und -vielfalt gefährdet
seien. Das Verhältnis von privaten zu öffentlich-rechtlichen Medien
brauche eine Neubestimmung. Die Politik werde ihrer Kontrollaufgabe
bislang nicht gerecht.
Das ganze Statement und die Charts können von der VDZ-Homepage (
www.vdz.de ) heruntergeladen oder bei Anja Mumm ( a.mumm@vdz.de )
abgefragt werden.
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Peter Klotzki,
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