zu Irland/Wahl/Sinn Fein

Der Triumph des Paria

Raimund Neuß zum Wahlsieg von Sinn Fein Dramatischer Wandel in Irland: Der
Wahltriumph der linksnationalistischen Sinn Fein beendet Jahrzehnte des
gemütlichen Miteinanders zweier bürgerlicher Parteien. Auch wenn Sinn Fein
landesweit nur 42 Kandidaten aufgestellt hat und so möglicherweise auf das eine
oder andere rechnerisch mögliche Mandat verzichten muss, reicht der Erfolg aus,
um die Verhältnisse umzukrempeln. Jahrzehntelang war Sinn Fein wegen ihrer
früheren Nähe zur Terrorgruppe IRA der Paria der irischen Politik. Ihr
Wahlerfolg hat zwar weniger mit IRA-Nostalgie zu tun als mit
Verteilungskonflikten in einem der reichsten Länder Europas. Aber: Es erschreckt
junge Wähler kaum mehr, dass Sinn Fein die Grundlage der Versöhnungspolitik auf
der geteilten Insel in Frage stellt. Die Partei erkennt die britische
Souveränität über Nordirland nicht an. Selbst wenn die Wahlverlierer es schaffen
sollten, die Nationalisten von der Macht fernzuhalten: Sinn Fein wird die
irische Einheit auf die Tagesordnung setzen. Gleichzeitig verschärft die durch
den Brexit drohende Zollgrenze durch die irische See die Konflikte im Norden.
Eine schnelle Wiedervereinigung aber ist nur für die radikalen Geister von Sinn
Fein wünschenswert. Die irische Republik erhielte Hunderttausende Neubürger aus
den Reihen der nordirischen Protestanten, die diesen Staat ablehnen. Aber leider
steht weder in Dublin noch in Belfast oder London Mäßigung auf dem Programm.

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