Zwangsdienst: Paritätischer lehnt Vorschlag für soziale Dienstpflicht ab

Anlässlich des bevorstehenden Verbändegesprächs bei
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekräftigt der Paritätische
Wohlfahrtsverband seine ablehnende Haltung gegenüber der Einführung
eines sozialen Pflichtjahres für alle. Ein solcher Zwangsdienst sei
mit der Verfassung aus guten Gründen nicht vereinbar, betont der
Paritätische. Statt über teure Zwangsrekrutierung nachzusinnen,
sollten die Freiwilligendienste, in denen sich heute bereits über
100.000 junge Menschen engagieren, besser ausgestattet und noch
attraktiver gestaltet werden, fordert der Verband. Es brauche ein
höheres Taschengeld, mehr Flexibilität, und bessere
Rahmenbedingungen.

„Es ist wertvoll, wenn junge Menschen gerade in der Phase nach
Schulabschluss und vor Einstieg in Berufsausbildung oder Studium
Erfahrungen in sozialen Einrichtungen sammeln. Aber das Ganze mit
einem Zwangsdienst zu verbinden, der 700.000 junge Menschen jährlich
rekrutiert, ist eine wirklich absurde Idee. Soziale Einrichtungen und
die Menschen, die dort betreut und gepflegt werden, wollen keine
zwangszugeführten jungen Menschen, sondern echte Freiwillige. Wer
sich mit Kindern beschäftigen möchte, mit Pflegebedürftigen oder mit
behinderten Menschen, muss dies wirklich wollen, braucht Empathie,
muss Freude in der Tätigkeit empfinden“, so Ulrich Schneider,
Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands.

Der Verband fordert eine bessere Ausgestaltung der existierenden
Freiwilligendienste: „Es bedarf eines Taschengeldes, das zusammen mit
dem Kindergeld zumindest existenzsichernd ist. Es bedarf des
kostenlosen Zugangs zum öffentlichen Personennahverkehr, um zur
Dienststelle zu gelangen ohne „draufzahlen zu müssen“. Es bedarf
eines hohen Maßes an Flexibilität bei den Einsatzstellen. Und: Jeder,
der einen solchen Dienst absolvieren will, muss auch die Möglichkeit
dazu haben. Es geht um mehr Teilzeitmöglichkeiten, um die
Vereinbarkeit mit der Erziehung eines Kindes, um die Inklusion von
Menschen mit Behinderung und vieles mehr“, fordert Schneider.

Der Paritätische warnt zudem davor, der Versuchung zu erliegen,
Personalprobleme mittels Dienstverpflichteter lösen zu wollen. „Wir
brauchen mehr ausgebildete Pflegekräfte. Das schaffen wir nur mit
besseren Arbeitsbedingungen. Und das heißt vor allem bessere
Personalschlüssel, besser Bezahlung, bessere Ausbildungsbedingungen.
Um all dies zu gewährleisten, braucht es mehr Geld im System. Ein
Zwangsdienst für rund 700.000 junge Menschen jährlich würde viele
Milliarden kosten, Milliarden, die wir in der Pflege dringend
brauchen“, so Schneider.

Pressekontakt:
Gwendolyn Stilling,Tel.030/24636305,e-Mail:pr@paritaet.org

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