8,8 Prozent der Firmen in Deutschland mit hohem Zahlungsausfallrisiko / finanzstärkste Unternehmen in Bayern

Deutschland erfreut sich derzeit eines soliden
Wirtschaftswachstums. Dennoch: Wie finanzstark und zahlungsfähig, wie
robust und widerstandsfähig sind hiesige Firmen tatsächlich
aufgestellt? Um diese Fragen zu beantworten, hat die
Wirtschaftsauskunftei Bürgel 3.242.801 Unternehmen aller Rechtsformen
in Deutschland hinsichtlich ihrer Bonität (Zahlungsfähigkeit)
untersucht.

Demnach weisen 286.184 Unternehmen (8,8 Prozent) in Deutschland
derzeit ein überdurchschnittlich hohes Zahlungsausfallrisiko auf,
sofern die betroffenen Firmen nicht ohnehin schon mit ihren Zahlungen
ausgefallen sind. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie
„Zahlungsfähigkeit deutscher Unternehmen“, für die die
Wirtschaftsauskunftei Bürgel die Bonität von Unternehmen – von der
Kapitalgesellschaft bis hin zum Freiberufler – analysiert hat.

Die laut Studie besonders gefährdete Firmengruppe verfügt über
einen Bonitätsindex der Schulnote 4,5 bis 6,0. Das bedeutet, dass
diese Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen mit hoher
Wahrscheinlichkeit binnen der nächsten zwölf Monate nicht nachkommen
können. Allerdings bedeutet der statistische Wert explizit nicht,
dass die betroffenen Betriebe alle Insolvenz anmelden müssen. Er sagt
lediglich aus, dass die Betroffenen über eine ausgeprägt schwache
Bonität verfügen, also hohen Risiken unterworfen sind. Der Großteil
(48,2 Prozent) der Unternehmen weist in Deutschland aktuell ein
unterdurchschnittliches Ausfallrisiko aus.

Der zentrale Indikator der Analyse ist der Bonitätsindex der
Unternehmen. Dieser Frühwarnindikator dient zur Beurteilung der
Bonität und der Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen. Um das
Ausfallrisiko von Firmen zu bewerten, prognostiziert der ermittelte
Bonitätsindex die Ausfallwahrscheinlichkeit von Unternehmen binnen
der nächsten zwölf Monate. Dazu gewichtet die Wirtschaftsauskunftei
Unternehmensdaten und berechnet eine Gesamtnote, die die statistische
Ausfallwahrscheinlichkeit wiedergibt. Eine 1,0 entspricht hierbei
einer sehr guten Zahlungsfähigkeit bzw. einer sehr niedrigen
Krisenanfälligkeit; eine 6,0 steht für den (sehr wahrscheinlichen)
Zahlungsausfall.

Der deutschlandweite, statistische Durchschnitt des Bonitätsindex
von Unternehmen liegt bei 2,7 – also bei einer Zahlungsfähigkeit, die
der Schulnote gut bis befriedigend und einer durchschnittlichen
Ausfallwahrscheinlichkeit entspricht. Der Median, also der
Mittelwert für Verteilungen innerhalb der Statistik, liegt bundesweit
bei einem Wert von 2,4. Die Ausfallquote der Unternehmen, die binnen
zwölf Monaten mit hoher Wahrscheinlichkeit auszufallen drohen oder
bereits zahlungsunfähig sind (Bonitätsindex 6,0), liegt bei 4,9
Prozent. Mathematisch entspricht die Ausfallquote dem Anteil der
Summe der ausgefallenen Unternehmen (Bonitätsindex 6,0) an der
Grundgesamtheit. Ein Unternehmen gilt als ausgefallen, wenn davon
ausgegangen werden muss, dass es seinen Zahlungsverpflichtungen mit
einer hohen Wahrscheinlichkeit nicht mehr nachkommen kann.

Unternehmen, die bereits mit ihren Zahlungen ausgefallen sind oder
denen dieses Schicksal statistisch in den nächsten zwölf Monaten
droht, sind ungleichmäßig über die 16 Bundesländer verteilt. Die
höchste Ausfallquote (Bonitätsindex 6,0) von 7,3 Prozent weist hier
Sachsen-Anhalt auf. Aber auch in Sachsen (6,4 Prozent), Berlin (6,1
Prozent), Nordrhein-Westfalen (5,7 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern
(5,5 Prozent), Thüringen (5,4 Prozent) und Brandenburg (5,2 Prozent)
sind mehr bedrohte Unternehmen ansässig als im Bundesdurchschnitt
(4,9 Prozent). Bestwerte liefern hingegen Bayern mit einer
Ausfallquote von 3,7 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein und
Baden-Württemberg (jeweils 4,3 Prozent). Der durchschnittliche
Bonitätsindex nimmt in den Bundesländern Werte zwischen 2,6 und 2,9
an. Mit 2,9 am schlechtesten schneiden hier Berlin (Median: 2,6) und
Sachsen-Anhalt (Median: 2,4) ab. Diese Werte sind Indikatoren dafür,
dass die finanzschwächeren Unternehmen in diesen beiden Bundesländern
angesiedelt sind. Beste Werte hinsichtlich der Firmenbonität liefern
Unternehmen in Bayern und Baden-Württemberg mit einem Wert von 2,6.
Die Ausfallquote der Unternehmen ist mit 3,7 Prozent in Bayern besser
als in Baden-Württemberg (4,3 Prozent). Je nach Branchenzugehörigkeit
der untersuchten Unternehmen zeigen sich deutliche Unterschiede bei
der Zahlungsfähigkeit. Am schlechtesten stehen bundesweit – auch
hinsichtlich des Ausfallrisikos – Logistikunternehmen da. Sie bringen
es auf einen durchschnittlichen Bonitätsmittelwert von 2,9 und eine
statistische Ausfallquote von 7,2 Prozent. Die niedrigste
statistische Ausfallquote mit 1,5 Prozent bietet der Energiesektor
auf. Die beste Bonität (2,5) haben Unternehmen aus dem verarbeitenden
Gewerbe.

Die Unternehmergesellschaft (UG) weist als Rechtsform mit der
durchschnittlichen Schulnote von 3,5 den schlechtesten Bonitätsindex
auf – gefolgt von Gewerbebetrieben (2,8) und der Rechtsform GbR
(Gesellschaft bürgerlichen Rechts) mit einem Wert von 2,7. Am besten
schlagen sich hingegen die Aktiengesellschaften mit einem
durchschnittlichen Bonitätsindex von 2,4. Die Ausfallquote nach
Rechtsform liegt bei den Unternehmergesellschaften (UG) mit einer
Quote von 7,6 Prozent und bei den Gewerbebetrieben (7,1 Prozent) am
höchsten.

Unternehmen, die weniger als 100.000 Euro pro Jahr umsetzen,
weisen im Durchschnitt den schlechtesten Bonitätsindex von 2,7 auf –
aber auch die höchste Ausfallquote von 4,7 Prozent. Je höher der
Umsatz der Unternehmen ist, desto niedriger ist die
Zahlungsausfallwahrscheinlichkeit. Unternehmen, die 100 Millionen
Umsatz oder mehr erzielen, haben eine durchschnittlichen
Bonitätsindex von 1,8 (Ausfallquote 0,1 Prozent).

In der Praxis gibt es typische Verhaltensmuster, die frühzeitig
auf eine prekäre Situation von Unternehmen hinweisen: etwa, wenn eine
schlechtere Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder eine
häufige Änderung in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder
Firmierung auftreten. Indikatoren sind aber auch, wenn Zahlungen
durch ungerechtfertigte Mängelrügen hinausgezögert, mündliche Zusagen
gebrochen oder häufig Rechnungskopien angefordert werden. Insolvenzen
und Zahlungsausfälle führen nicht nur zu hohen volkswirtschaftlichen
Schäden. Forderungsausfälle von Kunden können auch die Liquidität des
eigenen Unternehmens negativ beeinflussen. Schlittern Vertragspartner
in die Zahlungsunfähigkeit, stellt das gerade mittelständische und
kleine Unternehmen vor erhebliche finanzielle Probleme. „Durch
Forderungsausfälle entstehen Schäden in Milliardenhöhe. Mitarbeiter
verlieren ihre Arbeit. Und durch Dominoeffekte können auch weitere
Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten“, skizziert Bürgel
Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin.

Die kompletten Ergebnisse der Studie „Zahlungsfähigkeit deutscher
Unternehmen“ finden Sie auf unserer Homepage unter
http://ots.de/sEC1E

Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG ist in Deutschland
eines der führenden Unternehmen für Wirtschafts- und
Bonitätsinformationen sowie Inkassodienstleistungen. Bürgel ist ein
Tochterunternehmen der Euler Hermes Aktiengesellschaft (Allianz
Group) und der EOS Holding GmbH (Otto Group). www.buergel.de

Pressekontakt:
Oliver Ollrogge,
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
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