Der Aktionsrat Bildung fordert ein neues
Gesamtkonzept für die Aus- und Weiterbildung der Fachkräfte in
Kindertageseinrichtungen. Das ist das Ergebnis des neuen Gutachtens
„Professionalisierung in der Frühpädagogik. Qualifikationsniveau und
-bedingungen des Personals in Kindertagesstätten“, das der Aktionsrat
heute in München vorgestellt hat. Prof. Dr. Dieter Lenzen,
Vorsitzender des Gremiums: „Mit dem Wandel der Einrichtungen im
frühkindlichen Bereich zu Bildungsinstitutionen sind auch die
Anforderungen an das Personal gestiegen. Bisher wurde die Ausbildung
eher am Typus der Betreuungsinstitution orientiert. Diese
Akzentuierung ist überholt.“
Der Aktionsrat Bildung empfiehlt den Kultus- sowie Jugend- und
Familienminis-tern der Länder, mit Unterstützung des Bundes bis 2013
eine Neuausrichtung der Personalqualifikation festzulegen:
1. Dem Gutachten zufolge sollte dabei bis 2020 in jeder
Kindertageseinrichtung mindestens in der Einrichtungsleitung eine
Fachkraft mit Hochschulausbildung beschäftigt sein. Um diese
Zielmarke zu erreichen, werden zusätzlich zu den erwarteten
Studienabsolventinnen und -absolventen bis 2020 bundesweit weitere
23.000 akademisch ausgebildete frühpädagogische Fachkräfte benötigt.
Das bedeutet eine Verdopplung bis Verdreifachung der bestehenden
Ausbildungskapazitäten an den Hochschulen.
2. Gleichzeitig ist nach Ansicht der Experten eine
Vereinheitlichung der Studiengänge und spezielle Ausrichtung auf die
Arbeit in Kindertageseinrichtungen notwendig. Dazu zählen neben der
Persönlichkeitsförderung der Kinder unter anderem die frühe
Sprachdiagnostik, der Umgang mit Mehrsprachigkeit und Heterogenität
sowie die Verbesserung des Übergangs in die Schule.
3. Das Gutachten sieht vor, auf die Neuanstellung von
Kinderpflegerinnen und -pflegern mittelfristig zu verzichten und die
zweifellos vorhandene Motivation der bereits in den Einrichtungen
Tätigen für eine adäquate Weiterbildung zu nutzen. Fort- und
Weiterbildung für das pädagogische Personal in
Kindertageseinrichtungen sollten nach Ansicht des Aktionsrats
verpflichtend sein.
4. Darüber hinaus sollte den ausgebildeten Erzieherinnen und
Erziehern ein zertifiziertes Weiterbildungsprogramm angeboten werden,
das zu einem dem Hochschulabschluss vergleichbaren
Qualifikationsniveau führt. Dies muss dem Gutachten zufolge
einhergehen mit einer adäquaten Erhöhung der Vergütung.
5. Um die Attraktivität einer Tätigkeit in frühpädagogischen
Einrichtungen zu steigern, empfiehlt der Aktionsrat, die Vergütung
für die Absolventinnen und Absolventen entsprechender Studiengänge
auf das Niveau der Vergütung von Hochschulabsolventen anderer
vergleichbarer Studiengänge anzuheben.
Prof. Randolf Rodenstock, Präsident der vbw – Vereinigung der
Bayerischen Wirtschaft e. V. und Initiator des Aktionsrats Bildung:
„Auf den Anfang kommt es an. Wir müssen mehr Geld in die
frühkindliche Bildung investieren. Dabei hat das Personal eine
Schlüsselrolle: Wir brauchen einen Quantensprung bei dessen
Qualifizierung, um die Qualität der Kindertagesstätten weiter zu
steigern. Das wirkt sich positiv auf die Entwicklung insbesondere
auch benachteiligter Kinder aus. Studien zeigen aber auch einen
spürbaren Effekt auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und
eine höhere Erwerbstätigkeit von Müttern.“
Das vollständige Gutachten ist unter
www.vbwbayern.de/Professionalisierung abrufbar. Der von der vbw
initiierte Aktionsrat Bildung konstituierte sich im Jahr 2005.
Mitglieder sind Prof. Dr. Dieter Lenzen (Vorsitz), Prof. Dr.
Hans-Peter Blossfeld, Prof. Dr. Wilfried Bos, Prof. Dr. Hans-Dieter
Daniel, Prof. Dr. Bettina Hannover, Prof. Dr. Manfred Prenzel, Prof.
Dr. Hans-Günther Roßbach, Prof. Dr. Rudolf Tippelt und Prof. Dr.
Ludger Wößmann.
Pressekontakt:
Konstanze Lueg, Tel. 089-551 78 – 375 375,
E-Mail: konstanze.lueg@ibw-bayern.de,
www.vbw-bayern.de, www.ibw-bayern.de
Weitere Informationen unter:
http://