Allg. Zeitung Mainz: Kein guter Tag / Kommentar zur Fahrradhelm-Pflicht

Eine verletzte Radlerin bekommt vollen
Schadenersatz, obwohl sie ohne Helm fuhr. So weit, so gut. Aber
generell von einem guten Tag für die Radfahrer zu sprechen, nein, das
wäre absurd. Die Richter sagen: Es gibt keine Helmpflicht und kein
„Verkehrsbewusstsein“, das die Radlerin zum Helmtragen verpflichtet
hätte, deshalb sei ihr kein Vorwurf zu machen. Aber warum gibt es
keine Helmpflicht und kein Verkehrsbewusstsein? Weil Spekulationen
geschürt werden, bei Helmpflicht würden weniger Menschen radeln, mit
der Folge: mehr Herzinfarkte. Weil es irrwitzige Studien gibt wie das
des Münsteraner Professors Sieg. Der behauptet, eine Helmpflicht
würde volkswirtschaftlich um hunderte Millionen Euro teurer als der
jetzige Zustand, unter anderem aufgrund eines „Komfortverlustes“ der
Radler wegen Schweißes und verrutschter Frisuren. Es gab Zeiten, da
gab es keine Anschnallpflicht in Autos. Motto: Freie Fahrt für freie
Bürger. Aber diese Art von Freiheitsphilosophie ist oft Lüge;in
Wahrheit ging und geht es oft um Kommerz und die Angst von
Lobbyisten, Menschen würden weniger Autofahren oder mit weniger
„Spaß“, wenn ein Gesetz reglementiert. In allererster Linie geht es
darum, Tote zu verhindern. Natürlich müssen Autofahrer Rücksicht
nehmen auf Radfahrer, tun sie es nicht, werden sie zur Rechenschaft
gezogen. Aber das ist kein Argument gegen eine Helmpflicht, die erst
mal Übles verhindern kann. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club sagt:
„Wir sind nicht gegen den Helm, sondern gegen Helmpflicht“, und rät
besonders Älteren und Kindern zum Helm. Und Menschen zwischen 15 und
55? Welcher Sarkasmus ist bei solchen Argumenten – wenn auch
ungewollt – im Spiel.

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Wolfgang Bürkle
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