Es ist nicht so, dass sich jemand direkt aus der
Verantwortung stehlen wollte, wenn es um den Fonds für
Missbrauchsopfer geht. Da würde man in der Öffentlichkeit ja auch ein
ganz schlechtes Bild abgeben. Aber man lässt sich Zeit. Die
Bürokratie sucht ihren Weg, der Bund, also Familienministerin
Kristina Schröder, tut ihr Bestes, unter den Ländern ist aber nur
Mecklenburg-Vorpommern vorbehaltlos bereit, finanzielle Pflichten zu
erfüllen. Die anderen sagen nicht Nein, machen aber Einwände, zögern.
Das ist das exakte Abbild dessen, was beim Thema sexueller Missbrauch
sehr oft, allzu oft zu beobachten ist. Wenn eklatante Skandalfälle
hochkochen, schießt der Betroffenheitspegel zwar nach oben;aber ganz
tief drinnen in vielen Köpfen ist und bleibt die Problematik eine,
die gerne tabuisiert wird. Vollmundige Ankündigungen aus der Politik,
von Verbänden, der Kirche, auch vom Sport, man wolle rückhaltlos
aufklären und Konsequenzen ziehen, sind wohlfeil. Was dann im Laufe
von Monaten oder Jahren folgt, wenn das Thema zumindest vorübergehend
wieder aus den Schlagzeilen verschwunden ist, ist weitaus blasser.
Gewiss, es gibt Initiativen, Runde Tische, auch finanzielle
Unterstützungsleistungen. Aber bei Weitem nicht so, wie es nötig wäre
und wie es sich die Opfer auch erhoffen konnten. Das ist der Skandal
hinter dem Skandal. Für Opfer ist es eine Demütigung, sich nach
Jahren und Jahrzehnten und nach schmerzlicher Offenbarung als
Bittsteller fühlen zu müssen. Und eines gilt es, gerade angesichts
der aktuellen Pädophilie-Debatte, immer wieder zu betonen:Sexueller
Missbrauch ist pervers und kriminell. Und Pädophilie kann eine üble
Vorstufe davon sein.
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Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
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