Ein kleiner Einblick in die moderne Welt der
Lebensmittelindustrie: Wenn in einer Brüterei die Küken schlüpfen,
werden sie gleich sortiert – die weiblichen kommen in den
Legehennen-Aufzuchtbetrieb, die männlichen werden vergast oder im
Häcksler geschreddert. Danach landen sie auf dem Müll oder werden zu
Tierfutter verarbeitet. So sieht die Realität für jährlich rund 50
Millionen „Eintagsküken“ in Deutschland aus, und wer jetzt noch Lust
auf ein Frühstücksei hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Natürlich:
Millionenfach werden Tiere für den Verzehr gezüchtet und
geschlachtet; und weil der Verbraucher vor allem in Deutschland es
möglichst billig haben will, siegen wirtschaftliche Interessen allzu
oft über den Tierschutz. Aber ein so völlig sinnloser und grausamer
Tod wie der der Eintagsküken gehört einfach verboten. Einige Länder,
darunter Hessen, gehen hier voran. Auf Bundesebene aber ist der
CSU-Agrarminister Christian Schmidt noch immer gegen ein
entsprechendes Gesetz. Begründung: Ein Verbot würde dazu führen, dass
die Brütereien ins Ausland abwandern – außerdem fehlten die
Alternativen. Bleibt nur die Hoffnung, dass diese anderen Methoden
möglichst bald eine größere Verbreitung beziehungsweise Marktreife
erlangen. Zum einen ist dies die Zucht sogenannter
Zweitnutzungshühner – Rassen, die neben vielen Eiern auch viel
Fleisch liefern. Ein zweiter Ausweg ist die Früherkennung des
Geschlechts, sodass schon vorm Schlüpfen aussortiert werden kann.
Juristisch ist der Streit jedenfalls noch nicht zu Ende. Doch schon
jetzt kann sich jeder Verbraucher selbst fragen, was ihm Ethik und
Tierwohl wert sind. An ein paar Cent mehr fürs Frühstücksei darf es
jedenfalls nicht scheitern.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485890
online@vrm.de