Allg. Zeitung Mainz: Verbrecher – Kommentar zu Bernie Ecclestone

Gibt es doch so etwas wie Gerechtigkeit? Irgendwann
einmal scheint es auch die größten Verbrecher zu erwischen. Dazu darf
man – zumindest im übertragenen Sinn – getrost Bernie Ecclestone
zählen. Ob der Pate der Formel 1 das Münchner Landgericht als
Verurteilter verlassen wird, wird sich allerdings wohl erst nach rund
30 Verhandlungstagen erweisen. Was für eine Geschichte: Über
Jahrzehnte baut dieser ehemalige Gebrauchtwagenhändler quasi im
Alleingang die Formel-1-Rennserie zu einem globalen
Unterhaltungsimperium aus. Die meisten der Milliarden bleiben dabei
bei ihm selbst hängen. Dieser gerissenste unter den Sportmanagern
verhandelt bis heute alle wichtigen Verträge selbst, er spielt die
Rennställe gegeneinander aus und entscheidet nach Gutdünken, in
welche unwirtlichen Weltgegenden der Autozirkus als Nächstes
weiterzieht. Gegen diesen Mann ist Fifa-Boss Joseph Blatter ein
Eleve. Atemberaubend auch Ecclestones Verteidigungslinie. Er habe
sich vor einer – inzwischen verjährten – Steuerschuld von zwei
Milliarden Pfund schützen müssen. Weil BayernLB-Manager Gribkowsky
gedroht habe, ihn zu verpfeifen, seien die 44 Millionen Dollar für
den gierigen Banker Erpressungs- und kein Schmiergeld gewesen.
Juristisch ist das der entscheidende Unterschied. Ob Ecclestone mit
seiner Verteidigungslinie durchkommt, ist zu Beginn dieses
Mammutprozesses kaum abzuschätzen. In Richter Peter Noll, der
Gribkowsky bereits hinter Gitter gebracht hat und der den strittigen
Fall aus dem Eff-Eff kennt, hat Ecclestone auf jeden Fall seinen
schwersten Gegner gefunden. Sein freches Erfolgsmotto „Wir sind nicht
so etwas wie die Mafia – wir sind die Mafia“ wird ihm vor dem
Münchner Landgericht jedenfalls nicht weiterhelfen.

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