Allg. Zeitung Mainz: zur NSU-Affäre / Systemversagen

Die Geschichte der NSU-Terrorzelle ist die
Geschichte eines kompletten Systemausfalls. Nicht einzelne
Verfassungsschützer haben versagt, sondern der Apparat als Ganzes.
Ein Umzug von einem Bundesland in ein anderes genügte, um das
rechtsextreme Mord-Trio aus dem Blick der Fahnder verschwinden zu
lassen. Und das fiel noch einmal leichter, weil die Arbeit der
Ermittler – um es milde zu formulieren – nicht frei von Vorurteilen
war. Allein der Verdacht, dass es in den Sicherheitsbehörden
strukturell ausgeprägt Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geben
könne, ist verheerend. In dieser Pauschalität trifft er mit
Sicherheit nicht zu. Dennoch – und das ist die erste Konsequenz, die
jetzt zu ziehen ist – müssen die zuständigen Stellen jeden, aber auch
wirklich jeden Verdacht ausräumen, dass schwarze Schafe die Arbeit
des gesamten Systems torpedieren könnten. Und zwar nicht durch
Fensterreden, sondern durch ihre Arbeit. Die zweite Lehre reicht viel
tiefer. Sie betrifft uns alle, wollen wir vor den Angehörigen der
Opfer und allen, die jetzt auf Deutschland schauen, glaubwürdig sein.
Wir müssen selbst dafür sorgen, dass Rechtsextremismus keine Chance
hat. Das beginnt mit Präventionsarbeit bei jungen Menschen, endet
dort aber nicht. Auch im Alltag der Erwachsenen ist die Grenze
zwischen Zulässigem und gefährlichem Ungeist schnell überschritten.
Wie sehr sich jeder immer wieder neu sauber verorten muss, zeigt die
aktuelle Debatte um die Aufnahme von Flüchtlingen. Aber nicht nur
sie. Der üble Boden, auf dem Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe
Mundlos agieren konnten, wurde in Kinderzimmern, Gaststätten und
Konzertsälen bereitet. Mitten unter uns also. Das unglaubliche
Versagen der Behörden kam erst danach.

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Allgemeine Zeitung Mainz
Christina Eickhorn
Newsmanagerin
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