Baden-Württembergs Verkehrsminister Hermann fordert Helmpflicht für Radfahrer

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat eine Helmpflicht für Fahrradfahrer gefordert und will die Vorschrift nicht auf Kinder und Jugendliche beschränken. „Helmpflicht für Kinder und Jugendliche wäre ein Anfang, aber letztlich zu wenig. Denn die Schädel der Erwachsenen sind im Fall des Falles auch keine Hartschalen“, sagte Hermann im Interview mit der „Welt am Sonntag“. „Es muss jede Möglichkeit genutzt werden, um die Köpfe der Radfahrer vor schwerwiegenden Verletzungen zu schützen. Eine bessere Methode als den Helm kenne ich nicht. Er ist das Schutzschild Nummer eins.“ Für unzureichend hält Hermann die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), die Helmpflicht einzuführen, wenn die Quote der Radfahrer mit Kopfschutz nicht auf mehr als 50 Prozent ansteigt. „Das ist eine Drohung wie einst beim Dosenpfand, als die Recyclingquote bei Pfandflaschen zurückging“, sagte Hermann. „Wie soll eine derart komische allgemeine Drohung beim Einzelnen wirken“! Der Bundesverkehrsminister sollte entweder eine überzeugende Kampagne zum Helmtragen machen oder mit den Ländern die Tragepflicht vorbereiten.“ Das Gegenargument, wonach eine Helmpflicht die Freiheitsrechte der Bürger beeinträchtigen würde, lässt Hermann nicht gelten: „Jede Regel im Straßenverkehr kann aus dieser Grundsatzperspektive als Zumutung empfunden werden. Aber diese Regel würde den Schutz der Radfahrer deutlich verbessern. Man muss das Freiheitsgefühl ohne Helm gegen das Verletzungsrisiko abwägen. Ich entscheide mich für Gesundheitsschutz.“ Wenig hält Hermann auch von der These, dass den Bürgern bei einer Helmpflicht die Lust am Radfahren vergehen könne: „Am Helm wird das Umsteigen auf das Fahrrad nicht scheitern, wenn es mit der Zeit so selbstverständlich wird wie das Anlegen eines Sicherheitsgurts im Auto oder das Tragen eines Motorradhelms. Radfahren ist auch mit Helm praktisch schon attraktiv.“ Mit ästhetischen Gründen für die Ablehnung des Helms kann Hermann ebenfalls nichts anfangen: „Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich die `Schmerzen` beim Tragen eines Helms sehr in Grenzen halten. Mittlerweile sind die Helme bequem, praktisch und schick. Manche haben schon fast Kultstatus, sehen aus wie Hüte oder freche Mützen“, sagte Hermann der „Welt am Sonntag“. Unterstützung für die Forderung nach einem Tragen des Helms kommt vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR): „Im Zuge wachsenden Verkehrsaufkommens muss die Sicherheit des Radfahrers gestärkt werden“, sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping der „Welt am Sonntag“. Beim BDR bestehe schon seit Jahren eine Helmpflicht im Wettkampf. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Verletzungen seither wesentlich geringer geworden sind. Wir wissen, dass ein Helm Leben retten kann, und darum sollte es selbstverständlich sein, ihn immer zu tragen“, sagte Scharping der Zeitung. Der SPD-Politiker war von 1998 bis 2002 Verteidigungsminister. Die Bürger sind laut einer Umfrage von Infratest/Dimap im Auftrag der „Welt am Sonntag“ mehrheitlich für eine Helmpflicht bei Minderjährigen. Generell gegen die Helmpflicht für welche Altersgruppe auch immer sprechen sich nur sieben Prozent aus, 26 Prozent fordern sie für alle Kinder bis zwölf Jahre, 21 Prozent für alle Kinder bis 15 Jahre. Die größte Unterstützung, nämlich 41 Prozent, bekommt die Forderung, alle Kinder und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren zum Tragen des Kopfschutzes zu verpflichten. Allerdings sagten laut der Umfrage 24 Prozent der Befragten, dass sie selbst aufs Radfahren verzichten würden, wenn eine Helmpflicht eingeführt würde. 67 Prozent wollen auch dann weiter radeln, der Rest war unentschieden.