Der Doppelnutzen des Bausparens – frühzeitiges Ansparen von
Eigenkapital und Zinssicherheit bis zur letzten Finanzierungsrate –
hat sich gerade in der Krise der letzten Jahre als besonders wertvoll
erwiesen. Davon profitieren viele Menschen nicht nur in Deutschland
und Österreich, sondern bereits in zehn EU-Mitgliedstaaten. Insgesamt
gibt es weit über 40 Millionen Verträge mit einer Bausparsumme von
annähernd 1 Billion Euro. Wie LBS Research in einer aktuellen
Übersicht zeigt, wird das Bausparen wegen seiner Bedeutung für die
Wohneigentumsbildung in acht europäischen Ländern vom Staat gefördert
(vgl. Grafik).
Wie die LBS-Experten hervorheben, haben nach dem Fall des eisernen
Vorhangs einige Staaten in Mittel- und Osteuropa recht bald auf das
Bausparen gesetzt, um eine solide Finanzierung in Gang zu bringen.
Erste Vorreiter waren Anfang der 90er Jahre die slowakische und die
tschechische Republik, später gefolgt von Ungarn, Kroatien und
zuletzt Rumänien. Besonders erfolgreich hat sich laut LBS Research
der Markt in Tschechien entwickelt. Bezogen auf die Bevölkerungszahl
erreicht hier die Quote der Bausparverträge bereits nach gut 15
Jahren fast 50 Prozent. Damit wird die Verbreitung in Deutschland (37
Prozent) längst übertroffen. Nur in Österreich ist die Popularität
mit über 60 Bausparverträgen auf 100 Einwohner noch höher.
In allen Bausparländern zeigt nach Auskunft der
LBS-Immobilien-Experten die praktische Erfahrung, dass die
Wohnungsbaufinanzierung dort deutlich verantwortungsbewusster und
stabiler gehandhabt worden ist als in Ländern wie Großbritannien (das
sich längst vom klassischen Bausparen verabschiedet hat), Irland oder
Spanien. In diesen Ländern wurden in erheblichem Maße auch riskante
Finanzierungsangebote praktiziert, was in den letzten Jahren zu
gravierenden Probleme führte. Die Kreditvergabe ohne ausreichendes
Eigenkapital wurde in vielen Ländern zusätzlich durch die steuerliche
Absetzbarkeit von Schuldzinsen begünstigt. Dies ist, so LBS Research,
üblicherweise ein Anreiz zum Schuldenmachen und erschwert
beispielsweise auch in Skandinavien Modelle wie das Bausparen, das
genau umgekehrt auf rechtzeitiges Ansparen von Eigenkapital und auf
möglichst zügiges Tilgen setzt.
Ein Sonderfall ist nach Informationen der LBS-Bauspar-Experten
Luxemburg. Dieses Nachbarland verfüge zwar über keine Bausparkasse
mit Sitz in den eigenen Grenzen. Trotzdem setze es bereits seit
langem auf das Bausparen – das von deutschen Bausparkassen vor Ort
angeboten werde – und fördere es durch attraktive steuerliche
Absetzungsmöglichkeiten im Rahmen der Vorsorgeaufwendungen.
Wohnungspolitisch liegt dies aus Sicht von LBS Research nahe, gibt es
doch bei dem hohen Immobilienpreisniveau in Luxemburg erhebliche
Teile der Bevölkerung, die sich ohne angespartes Eigenkapital eine
solide Finanzierung eigener vier Wände gar nicht leisten könnten.
Vor diesem Hintergrund ist es nach Auskunft der
Immobilienexperten der LBS auch nicht verwunderlich, dass in einem
weiteren ausgesprochen „wohlhabenden“ Land Europas immer wieder über
die Einführung eines geförderten Bausparens politisch diskutiert wird
– bis dato allerdings noch ohne positives Ergebnis: nämlich in der
Schweiz. Lediglich einzelne Kantonalbanken hätten in der
Vergangenheit unter dem Begriff „Bausparen“ günstige Ansparverträge
für die Finanzierung von Wohneigentum angeboten.
In Ländern wie Frankreich, Belgien und zuletzt auch Italien hätten
deutsche Bausparkassen ähnlich wie in Luxemburg Verträge jenseits der
Grenzen platzieren können, teilweise sogar in Konkurrenz gegen
anderweitig geförderte Angebote im Baufinanzierungsmarkt. Wie LBS
Research in diesem Zusammenhang erläutert, handelt es sich bei
solchen Alternativen – im Gegensatz zu dem bei uns geläufigen
sogenannten kollektiven Bausparen – um individuelle Sparprozesse
(teilweise auch betrieblich unterstützt) mit dem Ziel der Verwendung
für den Wohnungsbau.
Eine weitere Expansion des klassischen Bausparens in Europa ist
durchaus möglich, so die LBS-Experten in ihrem Fazit. Wo immer über
effiziente, für den Staat nicht zu kostspielige und langfristig
stabile Anreize für die private Wohnungsbaufinanzierung breiter
Bevölkerungsschichten nachgedacht werde, sei das Bausparen eine gute
Alternative. Gegenwärtig werde etwa die Einführung in Slowenien
geprüft. Und mit Kroatien stehe ein EU-Beitritts-Kandidat vor der
Tür, in dem das Bausparen bereits etabliert ist.
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Dr. Ivonn Kappel
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