ZQP-Studie zeigt: Aktuell können sich offenbar nur
wenige Schülerinnen und Schüler für die Vorstellung begeistern, einen
Pflegeberuf zu ergreifen. Dies betrifft besonders die Altenpflege.
Nur 2,6 Prozent der Befragten halten es für sehr wahrscheinlich, sich
später für diese Arbeit zu entscheiden. Bei den Berufseigenschaften,
die ihnen besonders wichtig sind, punktet die Altenpflege kaum.
In Deutschland herrscht Mangel an Pflegefachkräften – vor allem in
der Altenpflege. Dieser verschärft sich durch die demografische
Entwicklung zunehmend: Bis 2035 wird von etwa 130.000 zusätzlich
benötigten Kräften ausgegangen. Denn einerseits steigt die Anzahl der
heute etwa 3,4 Millionen pflegebedürftigen Menschen weiter,
andererseits stehen zukünftig immer weniger Erwerbsfähige dem
Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wie schwierig es auch in den nächsten
Jahren sein dürfte, genügend junge Menschen insbesondere für die
Altenpflege zu gewinnen, unterstreicht eine neue Analyse des Zentrums
für Qualität in der Pflege (ZQP). Für diese wurden 1.532 Schülerinnen
und Schüler zwischen 14 und 18 Jahren in der Bundesrepublik zum Thema
Pflege befragt.
Insgesamt 6 Prozent von ihnen halten es demnach für sehr
wahrscheinlich, beruflich nach ihrer Schulzeit in der Kranken-,
Kinderkranken- oder Altenpflege zu arbeiten. Innerhalb der
Pflegeberufe bildet die Altenpflege mit 2,6 Prozent das Schlusslicht.
Zieht man von diesen 2,6 Prozent auch noch diejenigen ab, die sich
zwar sehr für die Altenpflege interessieren, aber ebenso für
mindestens einen anderen Pflegeberuf, verbleibt nur eine sehr kleine
Gruppe, für die die Altenpflege von vorrangigem Interesse wäre.
„Die Altenpflege ist ein anspruchsvoller Beruf, der fachlich immer
herausfordernder wird. Denn gerade in stationären Einrichtungen
werden viele hochaltrige Menschen mit Mehrfacherkrankungen versorgt.
Aber es liegt auch auf der Hand, dass die Arbeitsbedingungen
vielerorts dringend verbessert werden müssen, um für die heutigen
Arbeitskräfte attraktiv zu sein – und eben auch für die von morgen.
Unsere Daten bestärken die Vermutung, dass das Ansehen der
Altenpflege bei den meisten Schülern aktuell nicht gut ist, auch wenn
die Zahlen der Ausbildungsanfänger zuletzt gestiegen waren“,
kommentiert Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP, die
Ergebnisse.
Für Schülerinnen und Schüler, die die Hochschulreife anstreben,
scheint die Altenpflege noch weniger attraktiv zu sein als für
diejenigen, die einen mittleren Schulabschluss oder
Hauptschulabschluss anstreben: Nur 2,0 Prozent der angehenden
Abiturientinnen und Abiturenten sind entsprechend motiviert im
Vergleich zu 3,4 Prozent der anderen Schülerinnen und Schüler.
Ralf Suhr dazu: „Mit dem Pflegeberufe-Gesetz ist zwar ein
wichtiger Reformschritt erfolgt, der das Berufsfeld Pflege insgesamt
stärken kann und es damit hoffentlich für Schüler – auch für solche
mit Abitur – interessanter macht.“ Allerdings sei noch nicht absehbar
inwieweit speziell die Altenpflege von den aktuellen politischen
Maßnahmen tatsächlich profitieren werde. „Wer die Chance im
Wettbewerb um guten Nachwuchs erhöhen will, muss sicherstellen, dass
eine Ausweitung von Gestaltungsräumen und Verantwortungsbereichen in
der Praxis für entsprechend qualifizierte Pflegeexperten schnell
Realität werden. Ein solches Jobprofil muss dann auch regelhaft mit
einer entsprechenden Bezahlung einhergehen. Dann werden gute
Karriereaussichten glaubhafter“, so der Vorstandsvorsitzende der
Stiftung weiter.
Warum diese Aspekte besonders relevant sind, untermauert die
ZQP-Studie ebenfalls. Als Eigenschaften, die von den Befragten als
wichtig für die Berufswahl, aber als eher untypisch für die
Altenpflege angesehen werden, zeigen sich: gute Bezahlung, freie
Wochenenden und genügend Freizeit, die Möglichkeit, eigene Ideen
einzubringen, gesunde Arbeitsbedingungen, gute Vorgesetzte,
Anerkennung, eine selbstständige Arbeitsweise und günstige
Karrieremöglichkeiten, regelmäßige Arbeitszeiten sowie die
Möglichkeit, mit moderner Technik zu arbeiten. In Bezug auf die
Merkmale „Geschlecht“ und „angestrebter Schulabschluss“ zeigen sich
in der Berufsfeldbeurteilung teilweise auch deutliche Unterschiede.
So sehen beispielsweise zwar sowohl Schülerinnen als auch Schüler den
Einsatz von moderner Technik in der Altenpflege als eher wenig
ausgeprägt an, Jungen wäre ein entsprechender Einsatz aber deutlich
häufiger besonders wichtig.
Alle Ergebnisse und Auswertungen sind der vollständigen
ZQP-Analyse „Schülerbefragung Pflege: Eigene Erfahrungen und
Interesse an Pflegeberufen“ zu entnehmen. Die Studie kann kostenfrei
unter www.zqp.de heruntergeladen werden.
Methodik und Vorgehensweise
Grundgesamtheit der Analyse sind Menschen im Alter von 14 bis 18
Jahren, die in Deutschland eine weiterführende allgemeinbildende
Schule (z.B. Haupt-, Real-, Gesamtschule oder Gymnasium) ein
Fachgymnasium oder eine Fachoberschule besuchen. Die 1.532
Schülerinnen und Schüler wurden über ihre Eltern angesprochen. Diese
sind Mitglieder eines Online-Panels mit circa 80.000
deutschsprachigen Personen, die mittels einer mehrstufigen
Zufallsauswahl telefonisch für das Panel rekrutiert worden waren. Die
Teilnahme war nur möglich, wenn die Eltern ihr Einverständnis
erklärten. Die Stichprobe wurde nach 16 Kombinationen von Alter,
Geschlecht und Schulform nachgewichtet und ist in diesem Sinne
repräsentativ.
Pressekontakt:
Torben Lenz
Tel. 030-275 93 95 15
E-Mail: torben.lenz@zqp.de
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