Blockchain – Fluch oder Segen?

Was ist der Unterschied zwischen einer Blockchain
und einer herkömmlichen Datenbank? Wie praktikabel ist die
Technologie und macht es Sinn, sie im eigenen Unternehmen
einzusetzen? Diese und andere Fragen rund um das Thema Blockchain
beantworten Sebastian Förtsch und Martin Spickermann,
Innovationsexperten bei TÜV NORD und Referenten der TÜV NORD
Akademie.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen der neuen Form der Datenbank
und den bisherigen Modellen, ist die Verteilung der Verantwortung.
Herkömmliche Datenbanken sind zentralisiert aufgebaut. Im Gegensatz
dazu ist eine Blockchain dezentral organisiert. Das heißt, jeder
Teilnehmende ist zeitgleich auch Teilhaber des Systems und kann
jederzeit alle hinterlegten Daten einsehen. Das funktioniert so: Eine
Blockchain ist eine Kette („chain“) aus chronologisch
aneinandergereihten Blöcken. Jeder einzelne Block besteht aus einer
gewissen Anzahl an Transaktionen. Das können beispielsweise
Überweisungen sein, wie im Fall der Kryptowährung Bitcoin, oder aber
auch verschiedene Informationen, die ausgetauscht werden. Wie viele
Transaktionen maximal in einen Block passen, ist im Regelwerk der
jeweiligen Datenbank festgelegt, das von allen Teilnehmerinnen und
Teilnehmern zu Beginn ausgehandelt wird.

Ein Block wird abgeschlossen, indem einer der Teilnehmenden den
sogenannten Hash errechnet. Der Hash ist eine Zahlenkette, die dem
Block einen eindeutigen Wert zuordnet. Um die Blöcke miteinander zu
verketten, ist der Hash am Ende des einen Blocks auch immer der
Start-Hash des darauffolgenden Blocks. Da der Hash von den
Netzwerk-Teilnehmern selbst errechnet werden kann, können alle
Beteiligten die Transaktionen leicht überprüfen und bestätigen. Durch
diese Systematik wird eine zentrale Instanz obsolet – das Netzwerk
funktioniert dezentral.

Blockchain – Ist das sinnvoll?

„Häufig wollen Unternehmen eine Blockchain einsetzen, obwohl die
aktuelle Herausforderung mit einer normalen Datenbank viel besser
gelöst werden könnte“, sagt Martin Spickermann, Innovationsmanager im
Corporate Center Innovation bei TÜV NORD. „Blockchain ist ein
Lösungsmodell für ein sehr spezifisches Problem. Zentrale Instanzen
innerhalb einer Datenbank sollen abgeschafft werden. Die Frage, die
ich mir als Unternehmen also stellen muss, ist: Ist diese Lösung für
mein aktuelles Problem die passende?“, ergänzt Sebastian Förtsch,
Leiter des Vorstandsbüros der TÜV NORD GROUP.

Drei Bedingungen müssen laut der beiden Experten erfüllt sein,
damit die neue Technologie zum einen funktionieren und zum anderen
auch sinnvoll eingesetzt werden kann. Als Basis werde ein Ökosystem
benötigt, in dem grundsätzlich Transaktionen oder ein
Informationsaustausch zwischen den Beteiligten stattfindet. Außerdem
müsse ein Sachverhalt betroffen sein, der alle interessiert. Um
darüber hinaus Aktivität innerhalb des Netzwerks zu generieren, seien
Teilnehmerinnen und Teilnehmer notwendig, die den Zustand des
Sachverhalts aktiv verändern. Ein Mehrwert entstehe dabei, wenn es
allen Teilnehmenden wichtig ist, darauf vertrauen zu können, dass der
Zustand innerhalb des Netzwerks korrekt ist. Zur Veranschaulichung:
Ein Car-Sharing-Unternehmen bietet seinen Kunden an, sich
verschiedene Autos für begrenzte Zeit auszuleihen. Die Transaktion in
diesem Fall ist also der Tausch beziehungsweise das Teilen eines
Autos. Damit ist bereits ein Ökosystem für eine Blockchain gegeben.
Innerhalb dieser Datenbank wird gespeichert, wo welches Auto steht,
ob es beispielsweise vollgetankt ist und beliebige weitere
Informationen. Darüber hinaus haben auch die Teilnehmenden ein
Interesse daran diese Informationen einsehen zu können: Sie erhalten
Hintergrundinfos über die Vorgeschichte des Autos, dessen aktuellen
Zustand und vieles mehr. Die Voraussetzungen für eine Blockchain sind
gegeben, sofern sich eine interessierte Gruppe findet, welche die
finanziellen Mittel zur Entwicklung bereitstellt.

Chancen und Herausforderungen der neuen Technologie

Bei der Frage, wie die neue Technologie Prozesse verändern und
gegebenenfalls sogar obsolet machen wird, sind sich Experten uneinig.
„Blockchain wird eine ähnliche Revolution des Datenwesens sein wie
vor einigen Jahren das Internet. Viele der Transaktionen, die aktuell
noch über konventionelle Datenbanken laufen, werden meines Erachtens
nach durch das neue System ersetzt werden“, prognostiziert Förtsch.
Die neue Form der Datenbank könnte viele Abläufe sowohl konsistenter
als auch effizienter und damit kostengünstiger gestalten. Allerdings
handelt es sich bei diesem Ausblick um einen Idealzustand, dessen
Umsetzung mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Grundsätzlich
ist dieser Zustand aber möglich und vor allem vorteilhaft.

Spickermann dagegen zeigt sich zurückhaltender in seiner Prognose:
„Eine große Herausforderung beim Aufbau einer solchen Struktur, ist
der enorme Aufwand“, so der Experte. „Um ein entsprechendes Ökosystem
etablieren zu können, wird eine interessierte Gruppe benötigt, die
die erforderlichen Kapazitäten aufbringen kann und will. Das müsste
ein Verbund mehrerer Unternehmen der gleichen Branche sein. Ich halte
es für unwahrscheinlich, dass sich viele Unternehmen diese Mühe
machen werden“, ergänzt er seine Einschätzung.

Insgesamt besitze die Blockchain-Technologie das Potenzial viele
Bereiche umzustrukturieren und Intermediäre auszumustern. Offen
bleibe allerdings die Frage, welche Branchen sich in diese Richtung
entwickeln werden und in welchem Ausmaß das der Fall sein wird.

Die TÜV NORD Akademie bietet einen neuen, eintägigen Infoworkshop
mit Sebastian Förtsch und Martin Spickermann an. Zunächst in Hamburg,
Hannover und Essen; weitere Orte sollen folgen. Mehr unter:
https://www.tuev-nord.de/weiterbildung/seminare/Blockchain/.

Weitere Informationen zum Thema Blockchain: http://ots.de/UHcKde.

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