Liest man die vom Deutschen Aktieninstitut (DAI)
veröffentlichten Daten zur Zahl der Besitzer von Aktien und
Aktienfondsanteilen in Deutschland, so kann man eigentlich nur einen
Schluss ziehen: Der Versuch, den Deutschen das Investment in das
attraktive Anlageobjekt Aktie schmackhaft zu machen, darf als
gescheitert angesehen werden. Lediglich 8,9 Mill. Bürger bzw. 13,8%
der Bevölkerung besitzen gemäß der DAI-Umfrage noch Aktien oder
Anteile an Aktienfonds. Zum Vergleich: Der Autoclub ADAC kommt auf 18
Mill. Mitglieder.
Dabei war das Umfeld für die Aktienanlage 2013 eigentlich ideal.
Das Niedrigzinsumfeld sorgte dafür, dass sich mit sicheren
festverzinslichen Wertpapieren kaum noch etwas verdienen ließ,
während kurzfristigere Spareinlagen auf eine nur unwesentlich höhere
Rendite kamen als ein im Garten vergrabenes Paket mit Bargeld.
Auf der anderen Seite verzeichnete der Dax 2013 einen Kursanstieg
von stattlichen 26%. Aktien waren also 2013 mit die sinnvollste
Methode, um dem für Anleger äußerst schwierigen Umfeld zu trotzen und
das Vermögen zu erhalten. Wie es scheint, ist die große Mehrheit der
Deutschen aber gleichwohl nicht mehr dazu bereit, das
Anlageinstrument Aktie auch nur in Erwägung zu ziehen. Mit
ökonomischem Sachverstand hat das wenig zu tun. Auf diesen Punkt
weist das DAI, das dies beklagt, zurecht hin.
Zudem mag die vom DAI oft kritisierte steuerrechtliche
Benachteiligung der Aktie zum Beispiel gegenüber Anleihen eine Rolle
gespielt haben, auch wenn diese angesichts des hohen
Renditevorsprungs der Aktie 2013 von untergeordneter Bedeutung
gewesen sein dürfte. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Einfluss
der sinkenden Realeinkommen der Deutschen, die die für die
Altersvorsorge und die Kapitalanlage bereitstehenden Summen vor allem
in der Mittelschicht knapper werden lassen. Die Anlageberater von
Banken empfehlen ihren Kunden zudem heutzutage eher andere Produkte,
weil sie ihnen höhere Provisionen bringen.
Ein Blick in andere Statistiken lässt den Schluss zu, dass die
Lage vielleicht nicht ganz so ernst ist, wie man im DAI glaubt. So
zählt der Fondsverband BVI immerhin 10 Millionen Besitzer von Aktien-
und Mischfonds. Das DAI kommt auf Basis seiner Daten nur auf 6
Millionen. Dennoch ist der Rückgang des Interesses der Deutschen an
der Aktienanlage bedenklich und volkswirtschaftlich schädlich. Dem
DAI ist zuzustimmen, wenn es fordert, dass sich die deutsche Politik
dieses Problems stärker annehmen sollte.
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