EU-Bericht zu Biokraftstoffen und Landnutzungsänderungen: Keine Grundlage für gesetzliche Maßnahmen

Der im Oktober 2011 veröffentlichte Bericht des
International Food Policy Research Institute (IFPRI) sollte der
EU-Kommission eine Abschätzung der Folgen von Landnutzungsänderungen
durch die europäische Biokraftstoffpolitik liefern. Der Bundesverband
der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) stellte nach Analyse des
verwendeten Modells MIRAGE-BioF fest, dass es für die Prognose von
Treibhausgasemissionen aus Landnutzungsänderungen untauglich ist.

Zu der kontrovers geführten Diskussion über indirekte
Landnutzungsänderungen (auch iLUC für „indirect Land Use Change“) in
Verbindung mit Biokraftstoffen erklärt Dietrich Klein,
Geschäftsführer des BDBe: „Auf direkt wirkende staatliche
Schutzmaßnahmen in den betroffenen Regionen kann nicht verzichtet
werden. Ein Einbezug von iLUC-Werten in die Treibhausgasbilanzierung
von Biokraftstoffen wäre wegen der Untauglichkeit des Modells
willkürlich.“

Vorhandene Rahmenbedingungen wurden ignoriert

Gravierende Auswirkungen auf das Ergebnis des Berichts hat die
Tatsache, dass in dem Modell die vorhandenen staatlichen
Schutzmaßnahmen gegen Landnutzungsänderungen ignoriert werden. So
beschreibt das Modell, dass ca. 70 Prozent der durch
Landnutzungsänderungen verursachten Treibhausgasemissionen aus Torf-,
Wald- und Regenwaldflächen stammen sollen. Die Rohstoffproduktion auf
diesen Flächen ist jedoch nach der EU-Richtlinie Erneuerbare Energien
verboten. Auch in anderen Ländern geltende staatliche Schutzmaßnahmen
werden nicht berücksichtigt. In Brasilien hat zum Beispiel u.a. das
„Amazon Region Protected Areas (ARPA) Program“ zum Rückgang der
Regenwaldrodung von 28.000 Quadratkilometer im Jahr 2004 um 75
Prozent auf 7.000 Quadratkilometer im Jahr 2010 beigetragen. Konträr
zu dieser nachweislichen Entwicklung errechnet das Modell für
Brasilien 4.900 Quadratkilometer künftige Landnutzungsänderungen
allein durch europäische Biokraftstoffnachfrage. Nach Einschätzung
des BDBe ist davon auszugehen, dass bis zu 70 Prozent der im Modell
prognostizierten Treibhausgasemissionen bei Berücksichtigung
staatlicher Schutzmaßnahmen entfallen.

Unsichere Datengrundlage des Berichts

Der Verfasser des IFPRI-Berichts hat selbst in dem Bericht 27
Unsicherheiten aufgeführt und schon früher darauf hingewiesen, dass
das Modell wegen unsicherer Daten nicht dazu geeignet sei,
Landnutzungsänderungen und daraus stammende Treibhausgasemissionen
quantitativ zu prognostizieren.

Evaluierung durch Verfasser abgelehnt

In einer von der EU-Kommission veranstalteten Anhörung
(18.11.2011) hat der Verfasser des IFPRI-Berichts eine Evaluierung
des Modells durch unabhängige Experten abgelehnt. Dietrich Klein:
„Dies ist nach unserer Auffassung ein Verstoß gegen Grundregeln der
guten wissenschaftlichen Praxis. Eine externe Evaluierung des Modells
auf seine Eignung zur Prognose von Landnutzungsänderungen durch
Anwendung auf das vergangene Jahrzehnt, für das die tatsächlichen
Landnutzungsänderungen bekannt sind, ist unverzichtbar. Solche
Evaluierungen sind wissenschaftlicher Standard zum Beispiel der
Klimaforscher des IPCC.“

Zur Stellungnahme der deutschen Biokraftstoffwirtschaft:
www.bdbe.de/politik/stellungnahmen
Quellen: Bericht IFPRI http://tinyurl.com/7slr9gm,
Richtlinie Erneuerbare Energien http://tinyurl.com/3w8fg6r
ARPA Programm http://tinyurl.com/6pe7xgu

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Carola Wunderlich
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