
31 Pensionskassen unter intensivierter Aufsicht / Dienstag, 3.
Dezember 2019, 21:45 Uhr im Ersten / Moderation: Fritz Frey
Mainz. 31 Pensionskassen stehen aktuell unter „intensivierter Aufsicht“ der
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). „Pensionskassen sind
durch die aktuelle Niedrigzinsphase besonders betroffen. Es muss jedem klar
sein, dass ihr Geschäftsmodell in Gefahr ist, wenn sich die Zinsen weiter auf
diesem Niveau bewegen. Wir beobachten die Situation mit Sorge“, sagte Dr. Frank
Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der BaFin, im
Interview mit dem ARD-Politikmagazin „Report Mainz“. Bei drei Pensionskassen
habe man in den vergangenen Monaten bereits Leistungskürzungen gesehen. Eine
davon ist die Pensionskasse der Caritas VVaG.
Leistungskürzungen der Pensionskasse der Caritas zwischen 10 und 30 Prozent
Die Leistungskürzungen der Pensionskasse der Caritas liegen nach ihren eigenen
Angaben für die Mehrheit der Versicherten zwischen 10 und 30 Prozent. Dazu hatte
die Pensionskasse im September Informationsschreiben an ihre Mitglieder
verschickt. „Report Mainz“ liegen mehrere dieser Schreiben vor. Demnach betragen
die Kürzungen für Versicherte mitunter mehr als 300 Euro im Monat. Handelt es
sich um eine Betriebsrente, muss der Arbeitgeber für die entstandene Differenz
einspringen. Bei einer privaten Altersversorgung, wie beispielsweise bei
Selbstständigen, besteht keine Ausgleichsmöglichkeit durch einen Dritten. In den
Informationsschreiben erklärt die Pensionskasse der Caritas: „In der Rückschau
wurden die Rahmenbedingungen und Risiken sowie die Niedrigzinsphase falsch
eingeschätzt. Es wurden Fehler gemacht. Dafür entschuldigen wir uns bei Ihnen.“
„Niedrigzinsen und Negativzinsen sind ein Angriff auf die Altersvorsorge“
Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Gerald Mann, FOM Hochschule München,
erklärte im Interview mit „Report Mainz“: „Niedrigzinsen und Negativzinsen sind
ein Angriff auf die Altersvorsorge. Diejenigen, die für ihr Alter vorsorgen
wollen, stellen fest, dass diese Produkte eine immer geringere Rendite abwerfen.
Das kann bei einigen Leuten, die es sich nicht leisten können noch mehr zu
sparen, dazu führen, dass eine Versorgungslücke im Alter entsteht.“ Gefahr für
Anlagebetrug steige
Darüber hinaus sieht Prof. Gerald Mann auch die Gefahr der Zunahme von
Anlagebetrug: „Die Niedrigzinsphase macht es unseriösen Anbietern von
Finanzanlageprodukten auf jeden Fall leichter, Kunden zu finden, die sie
schädigen können, als das in normalen Zinszeiten der Fall wäre.“ Auf Nachfrage
von „Report Mainz“ teilte das Bundeskriminalamt dazu mit: „Die Verbreitung von
in betrügerischer Absicht angebotenen Anlagemöglichkeiten über das Internet und
Soziale Medien nimmt zu. Bei den täterseitig zum Schein angebotenen Geldanlagen
handelt es sich um Finanzprodukte wie Differenzkontrakte, Binäre Optionen,
virtuelle Währungen und Initial Coin Offerings. Es ist von einem erheblichen
Dunkelfeld auszugehen.“
Programmtipp:
„Report Mainz“ am Dienstag, 3. Dezember 2019, 21:45 Uhr im Ersten / Moderation:
Fritz Frey
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