Strom muss durchsichtig werden – Preispolitik
der Energiekonzerne stößt auf wachsende Kritik
Kommentar von Stefan Wolff
Elektrischer Strom ist in unseren Breiten eine
Selbstverständlichkeit. Die angekündigten Preissteigerungen zeigen
aber, dass das nicht so bleiben muss. 66 Euro mehr pro
Durchschnittshaushalt und Jahr muten auf den ersten Blick nicht viel
an. Doch für die sozial Schwachen in diesem Land sind diese 66 Euro
essenziell. Wenn Strom immer teurer wird, hat das aber auch sein
Gutes, denn höhere Preise fördern den verantwortungsvollen Umgang mit
dieser scheinbar endlos verfügbaren Ressource.
Doch immer wenn es zu Preisrunden kommt, wollen betuchte wie
weniger begüterte Verbraucher nicht das Gefühl haben, über den Löffel
balbiert zu werden. Dieser Eindruck drängt sich nicht erst seit der
von den Grünen in Auftrag gegebenen Studie auf, da die
Stromunternehmen für steigende Preise stets gute Gründe nennen
können, während ebenso gute Argumente für sinkende Preise gern unter
den Tisch fallen.
Während die Notierungen an der Energiebörse ebenso schwanken, wie
die Rohstoffpreise, kennen die Strompreise für den Endverbraucher nur
eine Richtung. Dieses Mal hält die gestiegene Ökostrom-Umlage als
Grund für den Auftrieb her. Erstaunlich ist dabei, dass manche
Versorger mehr verlangen als die Abgabe hergibt, andere aber unter
Verweis auf gesunkene Strombeschaffungskosten nicht ganz so stark an
der Schraube drehen. Angesichts drastisch gesunkener Kosten für die
Strombeschaffung ist aber selbst eine leichte Gebührenerhöhung nur
schwer zu rechtfertigen.
Schon bei der Frage verlängerter Laufzeiten für Kernkraftwerke hat
sich in diesem Jahr die Intransparenz der Branche offenbart. Während
die Bundesregierung den Atom-Oligarchen ein Milliardengeschenk
offerierte, heulten diese reflexhaft auf, weil sie einen Teil ihrer
Gewinne über die Brennelemente-Steuer zurück geben müssen. Auch
weiterhin suggerieren Versorger ihren Kunden, Atomstrom sei billig zu
haben. Dass dies nur so ist, weil die Atommüll-Frage mit Hilfe von
Steuergeldern gelöst wird, verschweigt man lieber. Die nun durch
Öko-Umlage begründete Preisrunde verzerrt dieses Bild noch weiter und
schafft für eine Energiewende nicht gerade das nötige Verständnis.
Verbraucherschützer raten zum Wechsel des Anbieters. Doch der
Markt ist durch die vielen Sonderkonditionen der vielen Anbieter sehr
unübersichtlich. So mancher Verbraucher hat nach ein paar Jahren
unterm Strich nicht viel gespart, manche zahlen gar drauf. Doch davon
dürfen sich verantwortungsvolle Konsumenten nicht verunsichern
lassen. Die Politik wird jedenfalls nur zum Schein gegen höhere
Preise protestieren. Immerhin verdient der Fiskus an jedem Kilowatt
über 40 Prozent.
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Flensburger Tageblatt
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