– Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen im 3.
Quartal weiter rückläufig
– Rückgang rührt primär aus zurückhaltender Kreditnachfrage
– Mittelfristige Perspektiven für den heimischen
Unternehmenskreditmarkt so günstig wie seit langer Zeit nicht
mehr
Die seit einigen Monaten zu verzeichnende Erholung auf dem Markt
für Unternehmenskredite setzt sich weiter fort. Zwar ist das
Kreditneugeschäft der deutschen Kreditinstitute mit inländischen
Unternehmen und Selbstständigen im 3. Quartal 2010 um knapp 9 %
gegenüber dem Vorjahresquartal rückläufig, die Dynamik des Rückgangs
bleibt aber weit von den hohen zweistelligen Schrumpfungsraten im
Winterhalbjahr 2009 / 2010 entfernt. Auch in den nächsten beiden
Quartalen wird das Kreditneugeschäft unter seinem Vorjahresniveau
liegen, das Tempo des Rückgangs wird sich allerdings weiter
verlangsamen.
Der aktuell negative Trend beim Kreditneugeschäft sollte jedoch
nicht als Ausdruck von Angebotsproblemen am Kreditmarkt interpretiert
werden. So ist die ifo-Kredithürde im Dezember – bereits den 12.
Monat in Folge – kontinuierlich gesunken und liegt mittlerweile
wieder auf Vorkrisenniveau. Zudem gehen die Finanzierungsexperten
führender Unternehmensverbände erstmals per Saldo von einem
verbesserten Kreditzugang ihrer Mitgliedsunternehmen aus, wie die
jüngste Blitzbefragung der KfW zeigt.
Während sich der Kreditmarkt auf der Angebotsseite spürbar
entspannt, bleibt die Kreditnachfrage trotz der aktuell hohen
konjunkturellen Dynamik weiter verhalten. Ein Grund hierfür ist, dass
die Kreditnachfrage ein klassischer nachlaufender Konjunkturindikator
ist, der in der Regel erst in der Spätphase eines Booms voll zum
Tragen kommt. Hinzu kommt, dass bei den kleinen und mittleren
Unternehmen das Eigenkapital und die Eigenkapitalquoten im Krisenjahr
2009 entgegen vielfacher – auch unserer – Erwartungen im Schnitt
gestiegen und nicht gefallen sind. Diese Kapitalpolster stehen neben
dem ansteigenden Cash-Flow aus der wieder anspringenden
Geschäftstätigkeit als Innenfinanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung
und wirken sich noch dämpfend auf die Kreditnachfrage aus.
Darüber hinaus nähert sich die Kapazitätsauslastung in der
Industrie erst im laufenden Quartal wieder ihrem langjährigen
Durchschnitt an. Für den Großteil der Unternehmen standen
Erweiterungsinvestitionen damit bislang noch nicht im Vordergrund.
Das Gesamtvolumen der Unternehmensinvestitionen dürfte zwar in diesem
Jahr mit 7,0 % und im kommenden Jahr mit 6,5 % kräftig steigen, das
Vorkrisenniveau wird jedoch auch Ende 2011 noch nicht wieder erreicht
sein.
Mittelfristig sind die Aussichten für den heimischen
Unternehmenskreditmarkt jedoch so günstig wie seit langer Zeit nicht
mehr. Die Wachstumsaussichten Deutschlands haben sich stark
aufgehellt. So ist nach einem Rekordwachstum von 3,6 % im
auslaufenden Jahr für 2011 mit einer Fortsetzung der dynamischen
Entwicklung bei einem Realwachstum von 2,6 % zu rechnen. Neben den
Exporten dürfte sich dabei auch die Binnennachfrage in Deutschland
spürbar erholen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre scheint
zudem plausibel, dass deutsche Banken bei vermeintlich attraktiveren
Investitionsmöglichkeiten im Ausland künftig vorsichtiger agieren
werden, was der inländischen Kreditvergabe zusätzlich zugute kommen
dürfte.
Der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Dr. Norbert Irsch: „Wie
vorhergesagt hat sich die Situation am deutschen Kreditmarkt im 3.
Quartal weiter entspannt. Allerdings kam es bislang zu keiner
nennenswerten Belebung der Kreditnachfrage. Dies ist einerseits
Ausdruck der guten Verfassung der deutschen Unternehmen, die die
Krise weitaus besser überstanden haben als befürchtet und nun
vielfach über ausreichende Innenfinanzierungsmöglichkeiten verfügen.
Andererseits dürften die Unternehmensinvestitionen und damit der
Finanzierungsbedarf trotz kräftiger Zuwächse vorerst noch nicht das
Vorkrisenniveau erreichen. Das weitaus größte Risiko der
mittelfristig erwarteten günstigen Entwicklung ist die weiter
schwelende Eurolandkrise. Ohne glaubwürdige Reformen der europäischen
Institutionen, insbesondere des Stabilitäts- und Wachstumspakts, ohne
einen überzeugenden permanenten Krisenmechanismus und ohne eine
wirksame europäische Koordinierung weiterer Politikbereiche, birgt
die Eurolandkrise die Gefahr weiter zu eskalieren und den Aufschwung
abzubrechen.“
Die ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafiken zum
KfW-Kreditmarkt-ausblick ist unter www.kfw.de in der Kategorie
„Research“ abrufbar.
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