Der DGB Hessen-Thüringen hat in einem internen 
Papier, das dem MDR-Magazin „exakt“ vorliegt, Mitglieder der 
Thüringer Landesregierung in Bezug auf ihren Einsatz für 
Gewerkschaftsthemen eingeschätzt. Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die
Linke) hätte „gefährliche Effekte“ für die Arbeit der Gewerkschaften.
Demnach verfüge der ehemalige Gewerkschaftsfunktionär Ramelow über 
hervorragende Kontakte in die Organisationen des DGB. Dies führe 
dazu, dass der Ministerpräsident stets über unterschiedliche 
Positionen der Gewerkschaften Bescheid wüsste und diese auch 
öffentlich nutze. „Er scheute sich auch in der politischen 
Auseinandersetzung nicht, das Handy zu nehmen und direkt anzurufen, 
um seine Position deutlich zu machen oder um heraus zu finden, was 
unsere Kolleginnen und Kollegen so denken. Das hatte für die 
DGB-Gewerkschaften erstaunliche und vor allem gefährliche Effekte“, 
heißt es in dem Papier. In der Folge seien DGB-Positionen nicht nur 
durch den Gewerkschafter Ramelow in Frage gestellt sondern auch durch
weitere politische Akteure gebrandmarkt und konterkariert worden.
   Im Papier wird den DGB-Mitgliedern geraten, in Zukunft Ramelow 
deutlich zu machen, dass die Gewerkschaft eine gemeinsame Position 
habe.
   Der Verfasser des Papiers und stellvertretende Vorsitzende des 
DGB-Bezirks Hessen-Thüringen, Sandro Witt, gab sich gegenüber 
„MDR-exakt“ zurückhaltend. Es handele sich dabei um einen 
persönlichen Rohentwurf, der nun verworfen sei, sagte der 
Gewerkschafter dem MDR-Magazin. Außerdem sei es üblich, dass ein 
politischer Austausch von Einschätzungen stattfinde. Jedoch, so 
Sandro Witt weiter: „Die Arbeitgeber dachten bei der Wahl der neuen 
Regierung, dass sie jetzt in Sorge sein müssten, weil alles anders 
wird. Die Gewerkschafter dachten, es beginnen die rosigen und besten 
Zeiten. Beides hat sich am Ende nicht bewahrheitet.“ Die Thüringer 
Staatskanzlei wollte sich zu dem Papier, welches etwa zwölf Wochen 
alt ist, nicht äußern.
   Die DGB-Analyse nimmt auf 14 Seiten nicht nur Ramelow sondern alle
Mitglieder des Thüringer Kabinetts unter die Lupe und prüft sie im 
Hinblick auf ihre Ansprechbarkeit und Aktionswilligkeit für 
Gewerkschaftsthemen. So wird etwa Wirtschaftsminister Wolfgang 
Tiefensee (SPD) als Politprofi bezeichnet, der den Kontakt zu den 
Gewerkschaften sucht aber auch die Seite der Arbeitgeber mitdenkt. 
Innenminister Holger Poppenhäger (SPD) wird als gewerkschaftsaffin 
beschrieben, der jedoch unter ständiger Kritik der Gewerkschaft der 
Polizei stehe. Dabei gehe es vor allem um die personelle und 
generelle Ausstattung der Polizei. Das Innenministerium agiere 
teilweise unglücklich im öffentlichen Krisenmanagement. Probleme 
haben die Gewerkschaften noch mit dem grünen Migrations- und 
Justizminister Dieter Lauinger. „Eine Abstimmung mit den 
Gewerkschaften findet überhaupt nicht statt“, steht im DGB-Papier. 
Die Grünen hätten grundsätzlich keine Affinität zu DGB-Themen, so das
Fazit der Gewerkschaft.
   Der DGB hat sich nach Meinung des Jenaer Politikwissenschaftlers 
Torsten Oppelland mehr vom ehemaligen Gewerkschafter Ramelow erhofft.
Man habe wahrscheinlich vermutet, direkter in die Regierungsarbeit 
einbezogen zu werden, sagte Oppelland „MDR-exakt“. „Das ist nicht in 
dem Maße wie erwartet eingetreten.“ Die Arbeitgeberverbände seien 
nach wie vor sehr einflussreich, die Beamten zum großen Teil noch 
dieselben wie vor dem Regierungswechsel. Dass das Verhältnis zwischen
Gewerkschaft und Regierung analysiert werde, sei nicht ungewöhnlich, 
jedoch das öffentliche Bekanntwerden des Papiers unglücklich.
Mehr zum Thema sehen Sie in MDR-exakt, am 11.05.2016 um 20.15 Uhr.
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