„Warschau in Polen und Bukarest in Rumänien haben
inzwischen ein höheres Pro-Kopf-Einkommen als die ostdeutschen Länder
in ihrer gesamten Fläche“, so Professor Reint Gropp, Präsident des
Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), gegenüber dem
MDR-Magazin „Umschau“. Gropp bezieht sich damit auf die neue und
aktuell kontrovers diskutierte IWH-Studie zum Thema, nach deren
Ergebnissen „Ostdeutschland trotz der innerdeutschen Transfers seit
dem Jahr 2000 im Schnitt deutlich langsamer gewachsen ist, als die
vier Visegrád-Staaten Polen, Slowakei, Tschechien und Ungarn.“ Prag
und Bratislawa etwa haben laut IWH eine Wirtschaftsleistung von mehr
als 150 Prozent des EU-Durchschnitts.
Der IWH-Präsident Reint Gropp sieht darin einen weiteren Beleg für
die These einer seiner Meinung nach falschen Förderpolitik in
Ostdeutschland. Es zeige, „dass man sich auf Investitionen in große
Städte statt in den ländlichen Raum konzentrieren müsse.“ Große
Subventionen in ländliche Regionen, wie es sie in Ostdeutschland nach
der Wende gab, habe es etwa in Polen oder Tschechien nicht gegeben.
Auch seien dort Arbeitsplätze, die nicht zukunftsfähig waren, nicht
um jeden Preis erhalten worden. „Das führte zunächst natürlich zu
einer großen Krise, zu Anpassungsschwierigkeiten, die sich aber heute
positiv auszahlen“, so Gropp.
Gropps Ansicht nach hatte Ostdeutschland ein „Luxusproblem“: „Es
gab eben immer den großen Bruder im Westen, der den Osten
wirtschaftlich unterstützt hat.“ Osteuropäische Regionen hätten dies
nicht gehabt und mussten ihre Entwicklung viel stärker aus eigener
Kraft heraus stemmen. Problematisch für Ostdeutschland sei auch, dass
gut ausgebildete Arbeitskräfte vergleichsweise leicht in den Westen
der Republik abwandern konnten. Länder wie Polen hätten durch ihr
niedriges Lohnniveau außerdem einen Wettbewerbsvorteil. Im
vereinigten Deutschland wäre ein großes Lohngefälle zwischen Ost und
West nach der Wende unmöglich gewesen, da es die Abwanderung nach
Westdeutschland weiter angetrieben hätte.
Über das Thema berichtet das MDR-Magazin „Umschau“ am 05.03.2019
um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen.
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„Umschau“,| dienstags, 20.15 Uhr, MDR-Fernsehen
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