Reue und Frieden
Eine gemeinsame Vergangenheit zweier Länder verbindet intensiver
als jede Momentaufnahme oder jedes Projekt der Zukunft. Verschweigt
die Täternation ein dunkles Kapitel der Geschichte, bleibt den Opfern
auf ewig nichts als Leid. Bittet die eine Seite die andere jedoch
ehrlich um Vergebung, kann der Schmerz der Geknechteten eines Tages
in Versöhnung münden. Das weiß auch Japans Ministerpräsident Naoto
Kan. Fast 100 Jahre nach der Aggression seines Landes in Südkorea
findet er die ersten richtigen Worte der Entschuldigung und Reue auf
dem langen Weg zu stabilen Beziehungen.
Bedauerlich ist allerdings, dass Kan so vage bleibt. Von
Kriegsdienst, Zwangsarbeit und Sexsklaverei in Militärbordellen
spricht er nicht. Die südkoreanischen Opferverbände haben recht, wenn
sie diese Taten in Schulbüchern aufgearbeitet sehen wollen. Und die
von der Halbinsel geraubten Kulturgüter sollten besser heute als
morgen zurückgegeben werden.
Südkoreas Hoffnung dürfte nun darin bestehen, dass Kans
politischer Impuls gelebte Realität wird. Nur wenn viele Japaner im
Privaten ihr tiefes Bedauern über die Kolonialzeit ausdrücken, finden
die Koreaner ihren Frieden mit dem Nachbarn.
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