Neue OZ: Kommentar zu SAP

Mehr Amerika, weniger Europa

Der Kampf in seiner Branche werde in den USA entschieden, hat
SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe vor wenigen Wochen in einem Interview
prophezeit. Wie wahr. SAP-intern ist der Kampf tatsächlich
entschieden. Der Däne Snabe gibt seinen Posten auf, der Amerikaner
Bill McDermott wird das größte deutsche Softwareunternehmen künftig
allein und aller Wahrscheinlichkeit nach von Pennsylvania aus führen.

SAP-Mitgründer Hasso Plattner, die graue Eminenz, hat es in den
vergangenen Monaten an Indizien nicht mangeln lassen: Ein
überraschender Vorstandsumbau ballte viele strategische Aufgaben bei
dem in den USA sitzenden Entwicklungsvorstand Vishal Sikka. Die
Konzernkommunikation wird ebenfalls von den USA aus gesteuert.
Plattner forderte, SAP solle sich bei Vertrieb und Marketing ein
Beispiel an Apple-Ladengeschäften nehmen. Snabe selbst schwärmte von
der kreativen amerikanischen Start-up-Kultur, die der europäischen
voraus sei.

Dass SAP amerikanischer werden will, ist keine Überraschung. Die
USA sind für den Konzern in Zeiten schwächelnder Euro-Wirtschaft und
beunruhigender Konjunkturdaten aus China die sicherste Wette. Dort
findet zudem die Innovation in dem für SAP strategisch wichtigen
Zukunftsfeld Cloud Computing statt.

Den vielen mittelständischen Firmen in Deutschland, die
SAP-Software einsetzen, ist zu wünschen, dass sie nicht zu Kunden
dritter Klasse werden.

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