Neue OZ: Kommentar zu Siemens

Umbau als Daueraufgabe

Sechs Jahre war Peter Löscher Konzernchef bei Siemens. Er hat
Deutschlands größten Technologiekonzern erfolgreich aus den Abgründen
des Korruptionsskandals und aus den Krisenjahren 2008 und 2009
geführt. Dafür wurde er noch auf der vorletzten Hauptversammlung
gefeiert. Seinen Vertrag verlängerte man vorzeitig.

Inzwischen hat sich das Urteil über den ersten Manager, der als
Konzernfremder an die Siemens-Spitze berufen worden war, völlig
verändert. Jetzt, wo die Gewinne einbrechen und der Vorstand Prognose
um Prognose absenken muss, wird berichtet, der österreichische Chef
habe von Beginn an in der Tat mit seiner Aufgabe gefremdelt.

Fair ist das nicht – trotz vieler Fehler, die Löscher in letzter
Zeit machte. Er ist in erster Linie seinen eigenen
Wachstumsversprechen zum Opfer gefallen und nicht angeblichen
Intrigen seines wahrscheinlichen Nachfolgers Joe Kaeser. Wahr ist
aber, dass sich der Finanzvorstand aufgrund seiner langen Erfahrung
und Detailkenntnis als der wahre Konzernchef inszenieren durfte – und
Löscher dies zuließ. Vor bösen Überraschungen, wie sie Siemens
zuletzt mit brüchigen Windkraft-Rotorblättern erlebte, wäre aber auch
ein neuer Chef nicht gefeit.

Der Umbau der Siemens-Zentrale in München soll 2015 abgeschlossen
sein. Der Konzern selbst bleibt schon wegen seiner breiten
Aufstellung eine Dauerbaustelle – garantiert auch über die Amtszeit
des künftigen Vorstandschefs hinaus.

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