
Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Deutsch-Indischen Handelskammer
Positive Umsatz- und Gewinnperspektiven: 68 Prozent erwarten 2025 steigende Umsätze, 59 Prozent höhere Gewinne. Bis 2030 rechnen 93 Prozent mit einem Umsatzplus sowie 79 Prozent mit steigenden Gewinnen.
– Produktion in Indien für Asien: 56 Prozent der Unternehmen wollen das Land bis 2030 als Produktionsstandort für den regionalen Markt nutzen (+25 Prozentpunkte ggü. 2025)
– Erwartung steigender Wettbewerbsfähigkeit indischer Unternehmen: Auf Fünfjahressicht erwartet fast die Hälfte der befragten deutschen Unternehmen (47 Prozent), dass indische Wettbewerber überlegen sein werden (+22 Prozentpunkte ggü. Vorjahr)
– Indien profitiert von geopolitischen Spannungen: Jedes zweite Unternehmen (50 Prozent) erwartet positive Effekte durch die fortgesetzte Entkopplung der USA von China
– Standortfaktoren bleiben stabil positiv: Für 61 Prozent der Unternehmen ist die politische Stabilität Indiens der wichtigste Vorteil – noch vor qualifizierten Fachkräften und niedrigen Lohnkosten (je 53 Prozent)
– Ausbau der Servicefunktionen: 42 Prozent planen bis 2030 die Einrichtung von Shared Services bzw. Global Capability Center in Indien (+20 Prozentpunkte ggü. 2025)
– Umweltbelastung bleibt größtes exogenes Risiko: 55 Prozent sehen hohe Luftverschmutzung in indischen Städten als geschäftskritisch
Angesichts anhaltender globaler Unsicherheiten und einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft rückt Indien verstärkt ins Zentrum von Standortstrategien: Für 68 Prozent der deutschen Unternehmen zählt das Land inzwischen zu den fünf wichtigsten Märkten – ein Anstieg um 14 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Für 6 Prozent ist es sogar der Markt mit höchster Priorität. Zugleich erwartet eine deutlich zunehmende Anzahl deutscher Unternehmen, dass indische Unternehmen auf Fünfjahressicht dem eigenen Unternehmen überlegen sein werden (47 Prozent ggü. 25 Prozent bei der Vorjahres-Befragung).
Folgerichtig beabsichtigt mehr als jedes zweite Unternehmen einen Ausbau seines Engagements – mit Investitionen auf Rekordniveau. Auf Fünfjahressicht beschleunigt sich der Trend: Bis 2030 wollen fast acht von zehn Unternehmen (79 Prozent) in Indien investieren. Gerade größere Investitionssummen von mehr als 5 Millionen Euro legen mit +20 Prozentpunkten gegenüber 2025 am stärksten zu.
„Deutsche Unternehmen befürchten, dass sich der China-Effekt in Indien wiederholen könnte: Mittelfristig glauben sie, dass ihnen hier neue ernstzunehmende Konkurrenz erwächst -nicht nur in Indien und Asien, sondern auf dem Weltmarkt. Investitionen in Indien und Teilhabe an den lokalen Entwicklungen stehen bei der deutschen Wirtschaft daher hoch im Kurs, um nicht ein weiteres Mal überrascht zu werden“, sagt Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland.
Gleichzeitig sind die Fundamentaldaten deutscher Firmen in Indien stabil positiv. Für das laufende Jahr erwarten 68 Prozent höhere Umsätze, 59 Prozent prognostizieren Gewinnzuwächse. In der Fünfjahresperspektive liegen diese Werte bei 93 Prozent respektive 79 Prozent.
Das sind zentrale Ergebnisse des heute präsentierten „German Indian Business Outlook 2025“. Die Umfrage der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (KPMG) und der Deutsch-Indischen Handelskammer (AHK Indien) fand zwischen dem 15. April und dem 27. Mai 2025 statt. Sie analysiert die Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen in Indien.
Indien ist priorisiertes Investitionsziel
Aufgrund von wachsendem Protektionismus und Angriffen auf den globalen Freihandel intensivieren deutsche Unternehmen ihr Engagement in Indien – Tendenz steigend. 2025 wollen 53 Prozent vor Ort investieren, in der Fünfjahresperspektive sind es bereits 79 Prozent. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) plant dabei bis 2030 größere Einzelvolumina von über fünf Millionen Euro.
„Investitionsvolumina deutscher Unternehmen wandern perspektivisch von China nach Indien, denn das Land ist von den globalen Umbrüchen und der Systemrivalität zwischen den USA und China weniger betroffen. Deutsche Unternehmen priorisieren den großen Wachstumsmarkt, wenngleich dieser nicht ohne operative Herausforderungen und das Engagement nicht risikolos ist“, lautet das Fazit von Andreas Glunz, Bereichsvorstand International Business bei KPMG in Deutschland.
Indien punktet bei deutschen Unternehmen vor allem in puncto Digitalisierung: 74 Prozent der Unternehmen planen 2025 Investitionen in die Digitalisierung interner Prozesse. 43 Prozent fokussieren auf Künstliche Intelligenz – bis 2030 steigt dieser Wert am stärksten, bis auf 60 Prozent. Auch robotergestützte Prozessautomatisierung (36 Prozent) und Industrie 4.0-Lösungen (ebenfalls 36 Prozent) gelten als wichtige Investitionsfelder in 2025.
Indien ist Gewinner der wachsenden geopolitischen Spannungen: Jedes zweite deutsche Unternehmen rechnet mit positiven Effekten für ihr Indiengeschäft
Jedes zweite deutsche Unternehmen (50 Prozent) erwartet, dass die wachsende Systemrivalität zwischen den USA und China positive Auswirkungen auf ihre Geschäftsaktivitäten in Indien haben wird. Nur knapp jeder Fünfte (18 Prozent) fürchtet hingegen negative Effekte auf das eigene Indien-Geschäft – etwa durch Handelsbarrieren oder geopolitisch bedingte Volatilität.
„Indien ist nicht primär im Fokus der US-Zölle und nicht betroffen von den Gegenzöllen Chinas. Zudem wird erwartet, dass innerhalb Asiens Indien mit niedrigeren US-Zöllen belegt wird, also komparative Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen regionalen Produktionsstandorten genießen wird,“ kommentiert Andreas Glunz, Bereichsvorstand KPMG.
Ausbau von Produktion und Shared Services: 56 Prozent der Unternehmen produzieren künftig in Indien, 42 Prozent bauen Services aus
Aktuell nutzt knapp jedes dritte deutsche Unternehmen (31 Prozent) Indien als Produktionsstandort für den lokalen Markt. Bis 2030 soll dieser Anteil laut deren Schätzung um 25 Prozentpunkte auf 56 Prozent steigen.
Parallel gewinnt der Absatzmarkt Indien an Relevanz. Gegenüber der Vorjahres-Studie wächst der Anteil der Unternehmen, die Indien als Absatzmarkt nutzen um 10 Prozentpunkte auf 37 Prozent; auf Fünfjahresperspektive um weitere 16 Prozentpunkte auf 53 Prozent.
Deutsche Unternehmen wollen Indien zudem stärker als „Shared Service“ bzw. „Global Capability Center“ nutzen: Derzeit betreiben 22 Prozent der Befragten hier ein solches Center. Bis 2030 planen 42 Prozent den Ausbau entsprechender Strukturen – vor allem im Finanz-, HR- und IT-Bereich.
„Immer mehr deutsche Unternehmen verfolgen eine integrierte Indienstrategie, die neben Absatz und Produktion auch Einkauf und F+E umfasst. Damit wird Indien integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette. Die Bedeutung Indiens für die Unternehmen läßt sich damit nicht am Umsatzanteil bemessen – sie geht darüber hinaus. Das erfordert einen strategischen wie operativen Fokus auf Indien,“ betont Stefan Halusa, Hauptgeschäftsführer AHK Indien.
Zwischen Stabilität und Herausforderungen: 61 Prozent loben politische Stabilität, 64 Prozent kämpfen mit Bürokratie
Politische Stabilität bleibt für 61 Prozent der deutschen Unternehmen der wichtigste Standortvorteil Indiens, noch vor der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte und den vergleichsweise niedrigen Lohnkosten (jeweils 53 Prozent).
Auch bekannte Herausforderungen bleiben bestehen: 65 Prozent (im Vorjahr 64 Prozent) der Unternehmen beklagen die komplexen und langwierigen bürokratischen Prozesse. 33 Prozent (im Vorjahr 39 Prozent) sehen in Korruption ein Hindernis für das operative Geschäft – insbesondere bei Genehmigungen und Zollfragen.
Eine Belastung stellen die sogenannten Quality Control Orders (QCOs) dar. Sie erfordern eine Zertifizierung durch das Bureau of Indian Standards. Die Anzahl der Produkte und Komponenten, die darunter fallen, ist in diesem Jahr stark gestiegen und wird weiter wachsen. 32 Prozent der Befragten bewerten den damit verbundenen administrativen Aufwand als erheblich.
„Die QCOs erhöhen die regulatorische Last für die Unternehmen deutlich. Insbesondere die Kurzfristigkeit der Verkündung und der weitgehende Ausschluss bestimmter Herkunftsländer machen sie zu einem Hemmnis, insbesondere für Mittelständler“, warnt Stefan Halusa (AHK Indien).
Luftverschmutzung belastend
Die größte exogene Herausforderung sehen 55 Prozent der deutschen Unternehmen in der starken Luftverschmutzung in indischen Städten.
„Die Luftverschmutzung hat in Indien Dimensionen erreicht, die von den teilnehmenden Unternehmen zunehmend als geschäftsgefährdend wahrgenommen wird. Nimmt man die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels hinzu, wie etwa extreme Hitze und Trockenheit, wird der Handlungsbedarf für die indische Politik deutlich. Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, kommentiert Stefan Halusa (AHK Indien).
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Über den „German Indian Business Outlook 2025“
Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und die Deutsch-Indische Handelskammer (AHK Indien) haben für den „German Indian Business Outlook 2025“ eine Umfrage unter den indischen Tochtergesellschaften deutscher Konzerne sowie unter Unternehmen mit Indien-Aktivitäten in Deutschland durchgeführt. Insgesamt 97 Unternehmen nahmen daran teil (im Vorjahr 84 Unternehmen). Der Durchführungszeitraum lag zwischen dem 15. April und dem 27. Mai 2025. Die Fragen konzentrierten sich auf den wirtschaftlichen Ausblick der deutschen Unternehmen in Indien sowie auf deren Herausforderungen und Geschäftschancen.
Pressekontakt:
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Katrin Häbel, Leiterin Unternehmenskommunikation
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khaebel@kpmg.com | www.kpmg.com/de
Deutsch-Indische Handelskammer
Anne Krieckhaus
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