Neues Deutschland: P+S-Werften: Pleite als Politikum

Bei Unternehmenspleiten geht es zuerst um
Betriebswirtschaft. Doch im Fall der Wolgaster und Stralsunder
Werften ist die Lage anders. Dass die Werften vom Ministerpräsidenten
zur »Chefsache« erklärt worden waren, dass die spendable
Bankenrettungskanzlerin hier so engstirnig auf einen »Rahmen« pocht,
dass die Werften seit 2009 in einer Treuhandkonstruktion betrieben
wurden, so dass die Politik stets Bescheid wissen konnte, macht die
Pleite zum Politikum. Wenn stimmt, was nun kolportiert wird, hat sich
das Management vergaloppiert: In einem Schneeballsystem seien immer
neue Aufträge angenommen worden, um aus den Anzahlungen die laufenden
Kosten zu bestreiten. Das aber ist nur eine Seite der Misere. Wie
kann es sein, dass der mit am Tisch sitzende »Werftenbeauftragte« auf
dem Höhepunkt der Krise zurücktritt – und es bis heute keinen
Nachfolg«er für ihn gibt? Dass das CDU-geführte
Wirtschaftsministerium nun sogar behauptet, es habe einen
»Werftenbeauftragten« so nie gegeben? Dass die Werft gezwungen wurde,
teure Wirtschaftsprüfer zu beauftragen, die offenbar die Lage krass
verkannten? Aufgrund welcher Informationen hat Schwerin welche
Entscheidungen getroffen? Das und mehr soll nach dem Willen der
Opposition in einem Untersuchungsausschuss geklärt werden. Und gerade
die Schärfe der Polemik, mit der Rot-Schwarz am Mittwoch im Landtag
auf solche Fragen reagierte, zeigt, wie notwendig dieser Ausschuss
ist.

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