Getroffene Hunde bellen. Und momentan wird laut
gebellt in Washington. »Aggressiv« lässt Pentagon-Chef Gates nach der
undichten Stelle suchen, über die Geheimdokumente des
US-Verteidigungsministeriums zum Afghanistan-Krieg an die
Enthüllungs-Website WikiLeaks gelangten. Der mutmaßliche Informant
wurde bereits weggesperrt; WikiLeaks-Chef Assange zum Handlanger von
Taliban-Terroristen gestempelt. Dass die Betriebsamkeit den
Image-Schaden wieder gutmachen könnte, ist illusorisch. Im Gegenteil:
Im Mutterland des Internet und einem der Vorreiterstaaten der
Informationsfreiheit wird das Vorgehen gegen den Überbringer der
Nachricht kaum gut ankommen. Zudem wird für immer mehr US-Bürger
offenkundig, dass nicht WikiLeaks das Leben der Soldaten am
Hindukusch gefährdet, sondern die Regierung von Barack Obama.
Auch wenn die digitalen Aufklärer nicht unmittelbar die
US-Strategie in Afghanistan ändern können – das politische Klima über
die USA hinaus beeinflussen die Veröffentlichungen durchaus. Am
Sonntag begannen die Niederlande mit dem Abzug ihrer Soldaten vom
Hindukusch, in Frankreich weicht der nationale Konsens zum
Afghanistan-Einsatz auf, in Deutschland wird die Debatte weiter
angeheizt durch die offensichtliche Beteiligung der Bundeswehr an der
gezielten Tötung von Taliban-Kommandeuren. Dies wurde jetzt bekannt –
durch die von WikiLeaks veröffentlichten Berichte.
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