Neues Deutschland: zur BP-Aktion im Golf

Das Ölbohrloch im Golf von Mexiko wird, so scheint
es, nun endgültig verschlossen. Mehr als ein Dreivierteljahr hat der
lange Zeit hilflos agierende Ölgigant BP dafür benötigt. Heißt es nun
Schwamm drüber, wie es die BP-Verantwortlichen wohl am liebsten
hätten? Das ist nicht zu erwarten, denn die Langzeitfolgen der
größten Ölkatastrophe in der Geschichte sind noch kaum absehbar. Das
gilt für die ökologischen Zerstörungen im Lebensraum Meer und auch
für die Verluste der Tourismusindustrie und Fischerei in den
betroffenen Regionen. BP kann sich angesichts des ohnehin schon
schweren Imageverlustes gerade auf dem wichtigsten Markt und
Fördergebiet USA nicht aus der Verantwortung stehlen. Und so wird man
einen zweistelligen Milliardenverlust aus den weiter üppig fließenden
Profiten abzweigen müssen. Doch es geht um weit mehr als die
Begleichung von Schadenersatzforderungen und die Zukunft von BP. Die
globale Ölförderung hat ihren Scheitelpunkt wohl schon erreicht oder
ist kurz davor – die Konzerne fördern in ökologisch immer sensibleren
Gebieten und auf immer riskantere Weise. Daher sind energiepolitische
Alternativen dringend gefragt. Eine Katastrophe allein wird für ein
Umdenken nicht sorgen – das zeigte schon der Tschernobyl-GAU bei der
Atomkraft. Dafür ist die Lobby der großen Energiekonzerne einfach zu
einflussreich. Der Druck ausströmenden Öls im Bohrloch ist mit
Schlamm gebannt – jetzt ist politischer Druck von unten gefragt.

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