Neues Deutschland: zur Spendenbereitschaft von US-Milliardären

Ist er endlich gekommen, der Tag des Heils? Hat
sich das 2000-jährige Warten gelohnt? Eindringlich hatte der Apostel
Paulus die Reichen gemahnt: »Sie sollen wohltätig sein, reich werden
an guten Werken, freigebig sein und, was sie haben, mit anderen
teilen.« 40 Milliardäre aus den USA wollen mindestens die Hälfte
ihres Vermögens für wohltätige Zwecke spenden. Und das sei erst der
Anfang, versichern die Initiatoren Bill Gates und Warren Buffet
angesichts der »blendenden« Resonanz, auf die ihre Initiative stoße.
Blendend? Wollen hier Menschen, denen es blendend geht, die
Öffentlichkeit blenden? Ihr zeigen, dass die Reichen immer reicher,
aber auch immer besser werden? Privater Reichtum kommt offenbar
irgendwann in eine Region, in der das weitere Anhäufen des Mammons
unbefriedigend ist. Und man sagen möchte: »Okay, du hast die Welt ein
kleines Stückchen besser gemacht.« So begründete New Yorks
Bürgermeister Michael Bloomberg sein Engagement. Sicher, der
Medienunternehmer wird auch mit der Hälfte seiner 18 Milliarden
Dollar nicht darben. Und vielen kann geholfen werden. Der
Spendergruppe zufolge geht es darum, Wohlhabende zum Nachdenken
darüber zu bewegen, wie sie ihren Reichtum sinnvoll einsetzen können.
Das ist gut. Nachdenken sollte man aber auch darüber, wie armselig
eine Welt ist, in der ein paar Dutzend Reiche an Startgeld mehr auf
den Tisch legen können, als mancher Staat an Bruttoinlandsprodukt
erzeugt.

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