NRZ: Bei Tesla muss Deutschland zeigen, dass es aus dem BER-Skandal gelernt hat – Kommentar von MANFRED LACHNIET

Da haben die Chefs von Mercedes, BMW und VW sicher Bauklötze
gestaunt: Ausgerechnet im Mutterland des Autobaus plant der US-Milliardär Elon
Musk eine Fabrik für luxuriöse E-Autos. Und weil der US-Kanadier nicht als
bescheiden gilt, nennt er sein Werk Giga-Factory. Der Mann denkt groß.
Tatsächlich müssen sich sich die deutschen Auto-Chefs vorgeführt vorkommen. Erst
geben sie jahrelang nicht zu, dass sie Abgaswerte trickreich nach unten gedrückt
haben, dann entschädigen sie die Autofahrer nicht und schließlich haben sie viel
zu lange bei den alternativen Antrieben gezögert. Und nun kommt Elon Musk
angeflogen und will schon Ende 2021 mit der Produktion beginnen. Da werden nun
viele lachen und ans Ewigkeitsprojekt Flughafen BER erinnern. Doch es kann auch
sein, dass Elon Musk mit seiner Initiative die Politik nun gehörig unter
Zugzwang setzt. Es wäre eine weltweite Blamage, wenn mit der Giga-Factory ein
weiteres Großprojekt am langwierigen und viel zu bürokratischen deutschen
Genehmigungsverfahren scheitern sollte. Niemand kann das wollen. Daher wird dem
Tesla-Chef der rote Teppich ausgerollt. Berlins Wirtschaftssenatorin von den
Grünen jubelte gestern. Sie erwähnte nicht, dass die Grünen eigentlich große SUV
aus den Innenstädten verbannen wollen: Genau die werden nämlich in der
Giga-Factory gebaut. Fürs Geschäft und gute Nachrichten springt man ja schon mal
über den eigenen Schatten. Sollte die Tesla-Ansiedlung gelingen, wäre das für
ganz Deutschland und vor allem die östlichen Bundesländer ein Gewinn. Kein
bundesdeutscher Konzern siedelte sich in den drei Jahrzehnten nach dem Mauerfall
dort an. Auch da führt Elon Musk die heimische Wirtschaft vor. Vielleicht ist
das ja heilsam. Positiv könnte Tesla auch für die vielen Autozulieferer in NRW
sein. Wenn das neue Werk nämlich auffängt, was durch die Schwäche der deutschen
Autobauer gerade verloren geht.

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