Welche Mutprobe für Afghanistans Wähler! Ein
Demokratie-Test unter Feuer: Raketenattacken, Entführung, Mord und
Wähler-Einschüchterung haben auch die zweite Parlamentswahl in
Afghanistan seit dem Sturz der Taliban anno 2001 beeinflusst. Der
Begriff Urnengang bekommt da – trotz gewaltigen Sicherheitsaufgebots
– eine makabre Doppelbedeutung. Wer hierzulande über die grotesken
Begleitumstände der Parlamentswahl die Nase rümpft, verkennt die Lage
im Land am Hindukusch. Die allermeisten Afghanen dürften weit stärker
mit dem täglichen Überlebenskampf befasst sein als mit Politik. Und
während mancher satte Deutsche seine Politikverdrossenheit mit
Wahlmüdigkeit demonstriert, gilt der wahlwillige Afghane in manchen
Regionen – wo er die Wahl hat zwischen Pest und Cholera, Warlord oder
korruptem Provinzfürst – als lebensmüde.
Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de