
Pendeln gehört für einen Großteil der Bevölkerung zum Alltag: 65 Prozent der Berufstätigen nutzen laut Statistischem Bundesamt auf ihrem Weg zur Arbeit den Pkw und immerhin 10 Prozent fahren mit dem Fahrrad. Damit ist das Auto Pendelfahrzeug Nummer eins, auch weil die Arbeitswege weiter zunehmen. Die durchschnittliche Pendeldistanz lag 2024 bei 17,2 Kilometern, aber für über sieben Millionen Pendler sind auch mehr als 30 Kilometer pro Strecke Realität.
Diese Entwicklung hat Folgen für Infrastruktur, Verkehrssicherheit und nicht zuletzt die Lebensqualität vieler Menschen. Um besser zu verstehen, wo Pendlerinnen und Pendler heute konkret belastet werden, hat der ADAC im Herbst 2025 eine stichprobenartige Momentaufnahme in mehreren Regionen während des Berufsverkehrs durchgeführt. Beobachtet und befragt wurden Nutzerinnen und Nutzer von Park-and-Ride (P+R), Parken und Mitfahren-Anlagen (P+M); außerdem wurden Stresspunkte im Verkehrsgeschehen wie Konflikte zwischen Radfahrern und Lieferverkehr und Situationen beim Reißverschlussverfahren beobachtet.
In den beispielhaft ausgewählten Untersuchungsorten zeigten sich den ADAC Experten stark ausgelastete P+R-Anlagen, häufig bis zur Vollbelegung. Während die Zufriedenheit auf gut ausgestatteten Plätzen hoch war, benannten Pendler an anderen Plätzen vor allem zu schmale Stellplätze, fehlende Kapazitäten, ungenügende Beleuchtung sowie Parkverstöße durch quer gestellte Fahrzeuge als größte Stressfaktoren. Damit zeigt sich, dass nutzerfreundliche P+R-Anlagen bei Pendlern geschätzt und gut angenommen werden. Um die Nutzung und damit den Umstieg auf den ÖPNV weiter zu fördern, braucht es mehr Stellplatzkapazitäten, zum Beispiel durch den Bau mehrgeschossiger Parkbauten. Aber auch Beleuchtung, bessere Markierungen und Videoüberwachung können helfen die Akzeptanz der Plätze weiter zu steigern.
Fahrgemeinschaften für Pendler können dazu beitragen, individuell empfundene Stressfaktoren beispielsweise bei der Parkplatzsuche zu mindern. Die Plätze, an denen sich Fahrer und Mitfahrer treffen können, sogenannte P+M-Plätze, werden vielfach gut angenommen. Die Befragten schätzen insbesondere die Kostenersparnis und die Möglichkeit, sich beim Fahren abzuwechseln. Allerdings bemängelten viele der vom ADAC befragten Nutzer die schlechte Beleuchtung, fehlende Sauberkeit oder enge Zufahrten. Viele Pendler, die solche Anlagen nutzen, tun dies gezielt, um die Belastung im Pendelalltag zu reduzieren. Eine größere Zahl an P+M-Plätzen und eine bessere Infrastruktur an den vorhandenen könnten zu einer größeren Akzeptanz führen.
Neben der stichprobeartigen Befragung an den für Pendler relevanten Plätzen haben die ADAC Experten auch einen Blick auf alltägliche Situationen im Pendlerverkehr geworfen, um herauszufinden, wie viel Stress Berufspendler mit dem Auto oder dem Fahrrad ausgesetzt sind. Exemplarisch wurden Radverkehrsstreifen und Reißverschlussverfahren beobachtet. Erfreulich für Radfahrerinnen und Radfahrer: In den untersuchten Radverkehrsstreifen zeigte sich ein insgesamt positives Bild. Blockaden durch Liefer- oder Parkfahrzeuge traten nur vereinzelt auf. Kritisch bleibt jedoch das Verhalten von Autofahrenden beim Überholen: So wurde in vielen Fällen der gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand beim Überholen unterschritten – ein weiterhin relevanter Stress- und Gefährdungsfaktor für Radfahrer.
Auch beim Thema Reißverschlussverfahren, einem häufig genannten Ärgernis im Straßenverkehr, konnten die ADAC Beobachter überwiegend rücksichtsvolle und regelkonforme Verhaltensweisen beobachten. In allen untersuchten Regionen ließen Verkehrsteilnehmer häufig Lücken zum Einfädeln. Negativ fiel jedoch stellenweise auf, dass häufig ohne Blinker die Spur gewechselt wurde – ein Detail, das im dichten Verkehr risikoreich sein kann.
Pendeln ist für viele Menschen alltäglich und häufig genug auch eine tägliche Belastung – verursacht durch lange Wege, überfüllte Straßen, oftmals gepaart mit Zeitdruck. Die ADAC Beobachtung im Berufsverkehr zeigt jedoch auch, dass funktionierende, gut ausgestattete Mobilitätsangebote wie P+R, P+M oder sichere Radwege angenommen werden und zur Entlastung beitragen können.
Für die Stichprobe wurden im Oktober 2025 in insgesamt sieben Regionalclubs Verkehrsbeobachtungen und ergänzende Befragungen durchgeführt.
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