Jeden Monat müssen ambulante Pflegedienste in
Niedersachsen 5.000 Pflegebedürftige abweisen, weil sie nicht das
Personal haben, um die Pflege sicherzustellen. Das hat die
niedersächsische Landesgruppe des Bundesverbandes privater Anbieter
sozialer Dienste e.V. (bpa) auf Basis einer Umfrage unter den
Mitgliedsunternehmen errechnet. „Wir haben längst die Basis gelegt,
um gegen den Fachkräftemangel auch mit höheren Gehältern zu Felde zu
ziehen. Die Kostenträger haben die Umsetzung allerdings bisher
vollständig blockiert“, kritisiert der Landesvorsitzende Karsten
Neumann.
Die bpa-Landesgruppe hat weit mehr als zehn Prozent seiner rund
600 ambulanten Mitgliedsunternehmen zwei Monate lang nach abgelehnten
Kundenanfragen befragt. Dabei zeigte sich, dass jeder Dienst pro
Woche mindestens eine Anfrage ablehnen oder sogar bestehende
Pflegeverträge kündigen muss. „Hochgerechnet auf die 1.300 ambulanten
Pflegedienste in Niedersachsen summiert sich das zu einer
dramatischen Versorgungslücke, die zulasten der pflegenden
Angehörigen geht“, erklärt Neumann. Betroffene Familien hätten es
zunehmend schwer, eine pflegerische Versorgung zu finden, weil die
Teams der Pflegedienste völlig ausgelastet sind. „Der von den
Betroffenen schon lange gefühlte Notstand wird damit objektiv
bezifferbar.“
Den Handlungsbedarf sieht Neumann vor allem bei Kranken- und
Pflegekassen, denen es gesetzlich obliegt, ihren Versicherten die
notwendige ambulante Pflege zur Verfügung zu stellen. „Dafür müssen
sie den Pflegediensten aber endlich die erforderlichen
Rahmenbedingungen für eine bedarfsgerechte Personalausstattung
bieten.“
Mit zwei Sofortmaßnahmen könnte nach Ansicht des Leiters der
bpa-Landesgeschäftsstelle Henning Steinhoff Abhilfe geschaffen
werden. „Die gesetzlichen Vorgaben zur adäquaten Refinanzierung von
Personalkosten auf Tarifniveau, zum Beispiel im Rahmen der
Arbeitsvertragsrichtlinien des bpa Arbeitgeberverbandes, sowie des
Unternehmerwagnisses müssen unverzüglich umgesetzt werden. Hier sind
andere Bundesländer wesentlich weiter als Niedersachsen.“
Gleichzeitig müsse es Pflegekräften endlich erlaubt sein, bestimmte
Behandlungspflegen wie das Anziehen von Kompressionstrümpfen zu
erbringen. „Regelungen in anderen Bundesländern zeigen, wie eine
sinnvolle Lösung aussehen kann. Die Krankenkassen in Niedersachsen
verweigern sich derzeit einer pragmatischen Lösung“, so Steinhoff,
der die Bereitschaft des bpa zu schnellen und lösungsorientierten
Verhandlungen mit den Kassen unterstreicht und das Sozialministerium
in der Mitverantwortung für die Sicherstellung sieht.
Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V. (bpa)
bildet mit mehr als 10.000 aktiven Mitgliedseinrichtungen (davon über
1.200 in Niedersachsen) die größte Interessenvertretung privater
Anbieter sozialer Dienstleistungen in Deutschland. Einrichtungen der
ambulanten und (teil-)stationären Pflege, der Behindertenhilfe und
der Kinder- und Jugendhilfe in privater Trägerschaft sind im bpa
organisiert. Die Mitglieder des bpa tragen die Verantwortung für rund
305.000 Arbeitsplätze und circa 23.000 Ausbildungsplätze (siehe
www.youngpropflege.de oder auch www.facebook.com/Youngpropflege). Das
investierte Kapital liegt bei etwa 24,2 Milliarden Euro.
Pressekontakt:
Henning Steinhoff, Leiter der bpa-Landesgeschäftsstelle
Niedersachsen, Tel.: 0511/12 35 13 40 oder 0162/13 21 678, www.bpa.de
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