Revision der ISO 9001: Prozessorientierung ist angesagt

Die Überarbeitung der
Qualitätsmanagementnorm ISO 9001 geht auf die Zielgerade: Die
International Organization for Standardization (ISO) hat den „Draft
International Standard“ (DIS) an das zuständige deutsche
Normungsgremium DIN übermittelt. „Nach Lage der Dinge wird die Norm
praxisnäher, das heißt reduzierter – nach dem Motto ´Weniger ist
mehr`. Vor allem sollen die Prozessorientierung und das Thema
Risikomanagement gestärkt werden, etwa nach dem Vorbild der
Automobilindustrie“, ist Michael Weubel überzeugt, Leiter der
Landesgeschäftsstelle Mitte bei der Deutschen Gesellschaft für
Qualität (DGQ).

Als Mitglied des Normungsausschusses NA 147 liegt der DGQ der
„Draft International Standard“ (DIS) für die neue ISO 9001 seit Juli
in deutscher Sprache vor. Sie soll im Herbst 2015 in Kraft treten.
Der DIS biete jetzt die letzte Möglichkeit für Einsprüche. Diese
sollen bis März 2015 eingearbeitet sein, sodass es danach nur noch
redaktionelle Änderungen geben wird. „Wir gehen davon aus, dass die
Grundzüge der Neuerungen nun nicht mehr verändert werden. Lediglich
die Ausprägung einzelner Punkte könnte sich noch geringfügig ändern“,
so Weubel weiter.

Norm mit mehr Praxisnähe

Die Änderungen seien deshalb notwendig, weil es seit der letzten
großen Revision im Jahr 2000 im Qualitätsmanagement einige
grundlegende Veränderungen gegeben habe, auf die die Norm nun
Antworten finden müsse. Auch soll die Norm für die Jahre bis zur
nächsten Revision fitgemacht werden „Die Unternehmen erwarten heute
mehr als nur Konformität mit Normen und einem Zertifikat. Der Nutzen
des QM-Systems für das Unternehmen muss stärker fokussiert werden.“
Wir erkennen, dass dies im Entwurf für die ISO 9001: 2015 gelungen
ist.“

Als Beispiel nennt Weubel die Umsetzung des risikobasierten
Ansatzes. Damit wird kein Risikomanagementsystem gefordert, es geht
vielmehr darum, die vorbeugende Wirkung eines
Qualitätsmanagementsystems zu stärken. Der Blick richtet sich deshalb
auf ergebnisorientierte, wirtschaftliche und fähige Prozesse.
Anwender sind aufgefordert, sich in allen Phasen von Planung,
Umsetzung und Bewertung mit den Risiken für die Zielerreichung in
ihrem Tagesgeschäft auseinanderzusetzen. Dazu Weubel: „Wir erkennen
im Entwurf immer wieder das Bild des „Automotive Turtle“, in dem wir
sehr genau im Blick behalten, welche Ziele wir mit einem Prozess
verfolgen und welche Faktoren hierauf Einfluss nehmen“.

Die zunehmende Praxisnähe der Norm zeigt sich nach Ansicht von
Weubel darin, dass ein formales QM-Handbuch nicht mehr gefordert ist.
„Die Norm denkt unternehmerisch“, bringt es der DGQ-Experte auf den
Punkt. Es gehe nun vielmehr um den Kontext der Organisation, etwa in
welchem Umfeld ein Unternehmen aktiv ist. „Das QM-System soll den
Unternehmen helfen, ihre wirtschaftlichen Ziele zu erreichen. Die
Wirksamkeit des QM-Systems wird also verstärkt in den Fokus gerückt.
Die Norm orientiert sich damit an der Praxis.“ Dass auch die Rolle
des Beauftragten der Leitung entfallen werde, sorge natürlich für
Aufruhr, weiß Weubel, „vor allem bei denjenigen, die diese Position
derzeit bekleiden“. Doch gibt er Entwarnung: Zum einen wird in der
Praxis oft nicht zwischen dem Beauftragten der Leitung und der Rolle
eines QMB unterschieden, zum anderen bleiben aber alle Aufgaben auch
weiterhin bestehen, die Unternehmen seien künftig aber freier in
ihrer Entscheidung, wie sie diese Aufgaben organisieren. Dazu Weubel:
„Die neue Norm rückt das Thema Qualitätsmanagement wieder näher an
den Vorstand und die Geschäftsführung heran“.

ISO 9001-zertifizierung im laufenden Betrieb umstellen

Auch die zunehmende Prozessorientierung in der neuen Version
wertet er positiv: „Als das Thema mit der Version aus dem Jahr 2000
erstmals aufgegriffen wurde, haben manche Unternehmen einfach ihre
Verfahrensanweisungen in Prozessbeschreibungen umbenannt. Das kann es
natürlich nicht sein. Im Grunde wurden damit Zeit und Geld
verschwendet“. Der neue Entwurf formuliere ein umfassendes und
sinnvolles Prozessmanagement mit Verantwortungen und Zielen, die mit
Indikatoren und Kennzahlen sauber gesteuert werden.

Den Unternehmen empfiehlt Weubel, vor Frühjahr 2015 – bis es den
letzten finalen Entwurf gibt – keine internen Aktivitäten zu starten.
Zwar sollten sie sich möglichst auf dem Laufenden halten, jedoch
nicht in Hektik verfallen. Denn große Überraschungen blieben aus. Wie
bei der letzten Revision, gehe man auch 2015 von einer Übergangsfrist
von drei Jahren aus. „Das heißt, noch drei Jahre nach dem Start der
neuen Version wird es möglich sein, sich nach der heutigen ISO 9001
zertifizieren zu lassen. Ich rechne daher damit, dass viele
Unternehmen im laufenden Betrieb umstellen werden.“

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