Kurz vor dem zweiten Krisentreffen des
Bahn-Managements mit Vertretern des Verkehrsministeriums und
Koalitionspolitikern hat sich der Chef der Eisenbahn- und
Verkehrsgewerkschaft (EVG) skeptisch über einen Verkauf der
Auslandstöchter Schenker und Arriva geäußert. Der Düsseldorfer
„Rheinischen Post“ (Donnerstag) sagte der stellvertretende
Vorsitzende des Aufsichtsrats: „Es gibt viele Argumente, die dagegen
sprechen. Ich halte es in einem Europa, in dem viele ausländische
Bahnen auf dem deutschen Netz fahren, nicht für sinnvoll, wenn sich
die DB AG nur auf den Schienenverkehr in Deutschland konzentrieren
würde – zumal durch den Verkauf neue Wettbewerber entstehen würden.“
Das sei nicht zielführend. Unabhängig davon müssten die aktuellen
Themen, wie beispielsweise Infrastruktur, Verspätungen, defekte Züge,
schnellstmöglich in Ordnung gebracht werden. „Wenn wir über einen
Verkauf reden, muss sichergestellt sein, dass die Erlöse bei der Bahn
bleiben und nicht im Bundeshaushalt versickern. Nur dann könnte ich
zustimmen“, sagte Kirchner. Planspielen, wonach Großprojekte wie
Stuttgart 21 gestoppt werden müssten, erteilte er eine Absage:
„Stuttgart 21 ist seinerzeit vornehmlich von der Politik gefordert
worden. Das wird in der heutigen Diskussion oft vergessen. Der
Point-of-no-Return ist längst überschritten, so dass ein Ausstieg die
daraus entstehenden Kosten und Risiken für die Bahn nochmals
erheblich steigern würde.“
Kirchner äußerte Zweifel am Plan der großen Koalition, den
Schienenverkehr bis 2030 zu verdoppeln. „Es bleiben noch elf Jahre.
Das wäre ein sehr engagierter Zeitplan.“ Wichtig sei, dass sich der
Bund entscheidet, an welchen Zielen er sein Unternehmen ausrichte.
„Wer Passagierzahlen und Frachtaufkommen auf der Schiene erhöhen
will, muss kräftig investieren. Wir brauchen mehr Geld und mehr
Zeit“, sagte Kirchner der „Rheinischen Post“. Denn zur Ehrlichkeit
gehöre auch dazu, dass die Umsetzung Jahre dauern werde. „Umso
wichtiger ist es, jetzt die Weichen in die richtige Richtung zu
stellen. Das Jahr 2030 ist da nicht so das Entscheidende“, sagte
Kirchner.
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