RNZ: Keine Gefahr?

Von Klaus Welzel

1986 war es nicht anders: Keine Gefahr durch die angebliche
Reaktorkatastrophe in Tschernobyl, hieß es in den Nachrichten. Und
auch als längst klar war, dass sich in der heutigen Ukraine die
größte Katastrophe in der zivilen Nutzung der Atomenergie ereignet
hatte, wurde immer noch beschwichtigt. Landräte verspeisten
öffentlich Wild, um zu beweisen, dass die Strahlen zumindest den
guten Geschmack nicht beeinträchtigen. Was sich ja wohl als Irrtum
erwies. Und so mag man sich nicht gleich entspannt zurücklehnen, wenn
heute verkündet wird, der „Fallout“ der russischen Waldbrände gelange
sowieso nicht bis nach Deutschland. Denn wer weiß schon, was noch
alles im Riesenreich brennt, ob sich nicht eine weitere Katastrophe
hinter der Katastrophe verbirgt? Freilich: 2010 ist nicht 1986.
Mittlerweile werden Luft und Boden fortlaufend durch fest
installierte Messstationen kontrolliert. Die ökologische Dummheit
machte einer vorsorgenden Technik Platz. Russland jedoch ist immer
noch für Überraschungen gut – vor allem für schlechte. Das
Krisenmanagement dort offenbart vor allem Inkompetenz. Bilder und
Sprüche statt Gegenmaßnahmen. Unfassbar, dass dieses große Land sich
als so ohnmächtig erweist.

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